heute in hamburg
: „Das hat einige aggressiv gemacht“

Foto: privat

Nina Marg

54, kommt nur über den Kapitänsweg zu ihrer Haustür, dieser ist jedoch voller Jogger.

Interview Leonie Theiding

taz: Sind sportliche Menschen für Sie in Övelgönne ein Problem, Frau Marg?

Nina Marg: Nein, die vielen Jogger auf dem Kapitänsweg, die keinen Abstand halten, die sind ein Problem. Wenn sie sich rücksichtsvoller verhalten und an vollen Tagen den Weg meiden würden, wäre ja alles gut. Problematisch ist besonders, dass die Aerosol-Wolke von Joggern nachweislich größer ist als die von Spaziergängern. Wenn sie sich an mir vorbeidrängen, kann ich sogar deren Deos und den Knoblauchatem riechen, den Rest atme ich dann zwangsweise auch ein.

Können Sie den Joggern nicht einfach ausweichen?

Das geht nicht, denn dieser Fußgängerweg, der sogenannte Kapitänsweg, ist die einzige Möglichkeit, um zu den Häusern zu gelangen. Außerdem ist der Weg rechts und links durch Zäune und Hecken begrenzt, so dass ich nicht eben mal auf die Wiese treten kann, um auszuweichen.

Wie viele Anwohnende sind von dem Problem betroffen?

Also, das sind circa über 100 Häuser und sämtliche Anwohner hier können nur über diesen Weg an die Häuser ran.

Haben Sie sich innerhalb der Nachbarschaft zusammengeschlossen?

Eigentlich nicht. Deswegen verwundert mich, dass das Ganze so öffentlich geworden ist, vor allem, dass die Reaktion so spät eintrifft: die Beschwerden und Anfragen haben wir schon im Frühjahr letzten Jahres abgeschickt – alle erfolgslos. Auch die Schilderaktion war damals nicht fruchtbar.

Welche Schilderaktion meinen Sie?

Anfang April 2020 haben wir Schilder, mit der Bitte Abstand zu halten, aufgehängt. Innerhalb von kürzester Zeit waren nur noch wenige übrig. Das mit dem Abstand halten hat einige Leute wohl aggressiv gemacht.

Also hat sich seitdem nichts verbessert?

Ich habe das Gefühl, dass unsere Aktionen nichts gebracht haben. Was jedoch jetzt etwas bewegt hat, ist die Berichterstattung. Mein Eindruck ist, dass weniger Jogger unterwegs und diese rücksichtsvoller geworden sind. Bevor ich mich jedoch zu früh freue, warte ich die nächsten sonnigen Tage ab.

Wollen Sie noch mal in die Offensive gehen?

Nein. Die Reaktionen auf diese Beschwerde sind negative: Ich werde wegen der Berichterstattung bepöbelt, habe sogar beleidigende E-Mails bekommen.