USA auf dem Klimaanpassungsgipfel: Zurück in der Klimawelt
Der US-Klimabeauftragte John Kerry hat begonnen, den Scherbenhaufen der Trump-Regierung aufzuräumen. Neues versprach er noch nicht.
US-Präsident Joe Biden hat mit Kerry einen erfahrenen Außen- und Klimapolitiker für den neugeschaffenen Posten verpflichtet. Schon 1992, als auf dem Gipfel im brasilianischen Rio de Janeiro die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen verabschiedet wurde, war der damalige Senator Teil der US-Delegation.
Und als Außenminister unter Barack Obama hat Kerry das 2015 verabschiedete Pariser Weltklimaabkommen mit ausgehandelt, aus dem Donald Trump die USA später zurückzog. In diese Welt, darauf bezieht sich Kerrys Satz, sind die USA jetzt wieder zurückgekommen. „Wir kommen mit Bescheidenheit“, sagte Kerry weiter.
Für das internationale Verhandlungsparkett mit seiner aufwändigen und manchmal stählernen Etikette untypisch, griff er Trumps Regierung vergleichsweise offen an, thematisierte selbst, dass sein Land in den vergangenen vier Jahren vor allem durch aktive Antiklimapolitik aufgefallen sei. „Aber jetzt haben wir einen Präsidenten, der anführt und die Wahrheit sagt“, so Kerry.
USA wollen alte Finanzzusagen einlösen
Biden hatte die USA wie versprochen nur Stunden nach seinem Amtsantritt wieder für die Mitgliedschaft im Pariser Klimaabkommen angemeldet. Das ist aber erst mal nur der formale Schritt; die Ankündigung, dass die USA eine Rolle in der internationalen Klimapolitik spielen wollen. Welche Rolle, das muss der weltweit zweitgrößte CO2-Emittent erst noch zeigen.
Doch auch das sprach Kerry offensiv an. „Wir haben begonnen, an einem neuen Klimaaktionsplan zu arbeiten“, sagte er. Einen solchen müssen Länder des Paris-Abkommens einreichen und alle fünf Jahre aktualisieren. Das wäre eigentlich vergangenes Jahr schon nötig gewesen. Da wollten die USA ja aber raus aus dem Klimavertrag.
Auf internationaler Ebene gehört zu den wichtigsten Aufgaben reicher Länder wie den USA der Beitrag zur Klimafinanzierung. Das heißt: Geld für Klimaschutz in armen Staaten, die kaum zum Klimawandel beigetragen haben und von seinen Folgen hart getroffen werden – auch weil ihnen schlicht Geld fehlt.
Obama hatte 2015 drei Milliarden US-Dollar für den Grünen Klimafonds angekündigt. Innerhalb seiner Amtszeit konnte er allerdings nur noch ein Drittel davon überweisen. Und Trump stellte die Zahlungen komplett ein. „Wir lösen unsere Versprechen in der Klimafinanzierung ein“, sagte nun Kerry. Das dürfte heißen: Die zwei Milliarden sollen doch noch fließen. Weitere neue Pläne verkündete Kerry allerdings nicht.
„Er hat aber deutlich gemacht, dass ihm bewusst ist, dass das nicht alles sein kann“, kommentierte Sabine Minninger vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt, die die internationalen Klimaverhandlungen seit Jahren beobachtet. „Das war ein starker Auftritt in der ersten Woche der neuen Präsidentschaft.“
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm an dem Gipfel teil, wenn auch nicht live. In einer vorab aufgenommenen Videobotschaft wiederholte sie alte Zusagen zum Klimaschutz, kündigte dafür aber neue Zahlungen in Höhe von – vergleichsweise geringen – 120 Millionen Euro an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!