piwik no script img

Solidarität beginnt auf dem Kopf

Der Zentralverband des Friseurhandwerks erneuert seine Kritik an frisch geschnittenen Fußballerfrisuren

Wer gedacht hat, der offene Brief des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks an den Deutschen Fußball-Bund vom Dienstag, sei nicht mehr als ein PR-Gag wurde von Harald Essser, der Präsidenten des Verbands nun eines besseren belehrt. „Die Friseure sind seit dem 16. Dezember im Lockdown, und wir möchten etwas Solidarität haben. Sie dürfen Fußball spielen, sie gehen ihrem Beruf nach. Und man schaut hin“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Schließlich seien Profifußballer für viele junge Menschen Vorbilder – und eben auch öffentliche Personen. Den Friseuren ist es also ernst.

In dem offenen Brief hieß er unter anderem: „Mit großer Verwunderung mussten wir an den vergangenen Spieltagen feststellen, dass ein Großteil der Fußballprofis sich mit frisch geschnittenen Haaren auf dem Platz präsentierte: einrasierte Scheitel, auf wenige Millimeter getrimmtes Nacken- und Schläfenhaar, saubere Konturen. Frisuren, die nur professionelle Friseurinnen und Friseure mit Profi-­Equipment schneiden können. Wir appellieren daher an Sie und den DFB: Zeigen Sie in Zeiten wie diesen Solidarität und setzen Sie mit uns ein Zeichen gegen Schwarzarbeit. Lassen Sie uns den Weg der Pandemiebekämpfung gemeinsam gehen.“

Verbandschef Esser erläuterte nun, dass die Fußballerfrisuren in Kollegenkreisen schon seit einiger Zeit ein Thema gewesen seien. „Ich denke, wir wollen diese Solidarität, dass sie auch nach außen hin in dieser Zeit eine gewisse Friseurabstinenz demonstrieren. Es ist verboten!“ Weiter sagte er: „Wir erwarten, dass die Vereine ihren Mitarbeitern klar machen, dass es das momentan nicht gibt. Da möge man sich dran halten.“

Nicht alle Beobachter können sich der Einschätzung des Friseurverbands anschließen. So wandte sich taz-Leser Hans-Joachim Reich mit der Frage an die Redaktion: „Wie, bitte, kommt der Verband zu der Einschätzung, es handle sich um ‚Fri­suren‘?“ (taz, dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen