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Zukunft des Areals „Ratibor14“Bezirk erschreckt BewohnerInnen

Grünflächenamt reißt nicht genehmigte Tafel der Kreuzberger Initiative ab – Bezirksamt bedauert das. Die Zukunft des Areals ist weiter ungewiss.

„Illegal“ wegen fehlender Genehmigung: Infotafel an der Ratiborstraße wird vom Amt weggebaggert Foto: Areal Ratiborstrasse 14

Berlin taz | Ungewohnter Lärm trieb die BewohnerInnen des Wagenplatzes auf dem Kreuzberger Areal Ratibor14 am Mittwochmorgen aus den Betten: Mehrere Männer machten sich an der Infotafel der Initiative zu schaffen, die auf der anderen Zaunseite steht. Ein Bagger hob die Platten auf einen Kipplaster. „Die Männer wollten sich nicht zu erkennen geben, die Tafel sei illegal, wir sollen uns ans Rathaus wenden. Ist das ein Umgang mit Inis & engagierter Nachbarschaft?“, fragte die Initiative Ratibor14 kurz darauf per Twitter die Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne).

Wenig später ist klar: Die Entfernung der Tafel ist kein politischer „Dolchstoß“. Das Straßen- und Grünflächenamt habe den Abbau „im Rahmen einer größeren Beräumungsaktion in der Grünanlage“ veranlasst, erklärt Herrmanns Sprecherin auf taz-Anfrage. Für das Schild, das auf öffentlichem Grünland stehe, habe es keine Sondernutzungserlaubnis gegeben. „Das Bezirks­amt bedauert, dass die Initiative vorher nicht über den Abbau der Tafel informiert wurde“, so Sara Lühmann. Man werde Kontakt aufnehmen, „um einen gemeinsamen Vor-Ort-Termin zu planen, bei dem eine reguläre Aufstellung/Aufhängung der Inhalte verabredet wird“.

Die Entschuldigung des Bezirks wolle man annehmen, sagte der Sprecher der Initiative, Moritz Metz, und die Tafel so schnell wie möglich wieder aufstellen. „Wir erwarten aber weiterhin vom Bezirk, dass er sich für unseren Erhalt einsetzt.“

Denn die Wagenburgler und Gewerbetreibenden wissen immer noch nicht, wie es weitergeht. Seit drei Jahren gibt es Pläne für den Bau einer Modularen Unterkunft für Geflüchtete (MUF) auf dem Areal. Die Initiative hat erreicht, dass die MUF mit 250 Plätzen nur halb so groß wird wie zunächst geplant und so Platz für die bisherigen Akteure bleibt – darunter eine Kita, ein Biergarten, Kleingewerbe, Künstler. Doch die Kaufverhandlungen der Finanzverwaltung mit dem Bund, dem das Grundstück gehört, stocken. Und die in einer Genossenschaft zusammengeschlossenen Kleinbetriebe warten auf den versprochenen Erbbauvertrag, ihre Pacht läuft Ende 2021 aus.

Gefahr droht auch von anderer Seite. Die SPD-geführte bezirkliche Wirtschaftsförderung hat laut Metz einen Plan vorgelegt, wonach die „Nettoproduktionsfläche“ auf dem 10.000 Quadratmeter großen Areal der Ini künftig 6.000 Quadratmeter betragen soll – eine Versechsfachung der bisher für Handwerksbetriebe genutzten Fläche. „Die wollen ein Handwerker-Manhattan“, so Metz, für die bisherige Mischung wäre dann kein Platz mehr. Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) sagte dazu auf Anfrage, er stehe zu den vereinbarten Entwicklungszielen „gemischte Nutzung zwischen Gewerbe und Wohnen“ sowie „Erhalt der Grünfläche“. Das liege jedoch „nicht alleine in den Händen des Bezirks“.

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