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Gewinne treiben Jobabbau in die Höhe

Die Computerriesen Hewlett-Packard und IBM streichen weltweit jeweils 14.500 Stellen. Auch deutsche Jobs sind davon betroffen. Die Börse reagierte mit Kurssprüngen. IBM legte gute Zahlen für das erste Quartal 2005 vor, die Branche wächst

PALO ALTO/STANFORD/ARMONK/STUTTGART dpa ■ Die Computerbranche wächst – und dennoch werden tausende von Mitarbeitern entlassen. Der US-Computerkonzern Hewlett-Packard (HP) gab gestern bekannt, in den nächsten anderthalb Jahren 14.500 seiner weltweit rund 150.000 Arbeitsplätze zu streichen. Auch deutsche Jobs sind betroffen.

Ziel: Der Unternehmensgewinn soll steigen. Die Börsianer honorierten daher den geplanten Stellenabbau. Der HP-Kurs kletterte auf den höchsten Stand seit Januar. 1,9 Milliarden Dollar jährlich will das kalifornische Unternehmen ab 2007 durch den Arbeitsplatzabbau sparen. Allerdings ist der Jobabbau nicht gratis zu haben: HP rechnet mit Anfangskosten von ungefähr 1,1 Milliarden Dollar. Es ist nicht die erste Streichungsrunde bei HP: Im Mai 2002 hatte der PC-Hersteller den Konkurrenten Compaq Computer übernommen, auch damals baute das Unternehmen tausende Stellen ab.

Weltweit wuchs der PC-Absatz um 15 Prozent im zweiten Quartal 2005. Allerdings, so hat das US-Marktforschungsinstitut Gartner ermittelt, wurde diese Steigerung nur durch Rabattschlachten möglich: „Aggressive Preisstürze waren auch ein bedeutender Faktor für die angekurbelte Nachfrage nach Schreibtisch-PCs.“

Weltweit konnte die US-Firma Dell ihren Vorsprung bei den PCs mit 18 Prozent weiter ausbauen. Hewlett-Packard folgt mit 14,6 Prozent und das chinesische Unternehmen Lenovo mit gut sieben Prozent Marktanteil. Lenovo hat erst kürzlich das PC-Geschäft von IBM übernommen.

Auch dort werden weiter Stellen abgebaut: Der weltgrößte Computerkonzern IBM will weitere 1.500 Jobs kürzen. Insgesamt sollen damit auch dort 14.500 Arbeitsplätze verschwinden – genauso viele wie beim Konkurrenten HP. 70 Prozent der IBM-Jobs fallen in Europa weg.

Bei IBM vollzieht sich der Jobabbau rasant, der erst im Mai angekündigt wurde. Von Juni bis Mitte Juli seien bereits 8.000 Mitarbeiter ausgeschieden, teilte das Unternehmen mit. Grund: Die Abfindungsprogramme werden gut angenommen – daher hat IBM die geplante Stellenkürzung nun auch auf 14.500 erhöht. Wieder zeigte sich die Börse sehr angetan: Die Aktie legte in New York um vier Prozent auf 84,85 Dollar zu.

IBM Deutschland lehnte es gestern ab, den geplanten Stellenabbau zu kommentieren. Allerdings ist schon seit längerem bekannt, dass die Firma Standorte in Hannover und Schweinfurt mit knapp 600 Arbeitsplätzen schließt. Die Gewerkschaft Ver.di befürchtet, dass in den nächsten Jahren 2.500 von rund 27.000 deutschen IBM-Jobs wegfallen werden.

Auch bei IBM kostet die Stellenstreichung zunächst einmal viel Geld: Das Unternehmen rechnet mit Kosten von 1,7 Milliarden Dollar. Aber schon im Jahr 2006 will man jährlich 1,3 Milliarden Dollar einsparen. Allein im zweiten Quartal 2005 verdiente IBM 1,8 Milliarden Dollar – hinzu kamen unter anderem noch der Sondergewinn von 1,1 Milliarden Dollar für die PC- Sparte, die an Lenovo verkauft wurde.

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