piwik no script img

Linkspartei und BundestagswahlKritik an Linken-Wahlstrategie

Einflussreiche Re­for­me­r:in­nen kritisieren die Strategie für die Bundestagswahl. Sie sei nicht geeignet, Menschen zur Wahl der Linken zu motivieren.

Ver­tre­te­r:in­nen des Reformerlagers der Linken kritisieren die Bundestagswahlstrategie Foto: Oliver Berg/dpa

Berlin taz | Zu wenig motivierend, zu unkonkret, zu missverständlich – einflussreiche Ver­tre­te­r:in­nen des Reformerlagers der Linken haben in einem Brief an den Parteivorstand deutliche Kritik an der Wahlstrategie der Linkspartei für die Bundestagswahl 2021 geübt. Zu den 13 Un­ter­zeich­ne­r:in­nen gehören die Sprecherin des Forums Demokratischer Sozialismus, Luise Neuhaus-Wartenberg, und Matthias Höhn, der sich um den Posten des stellvertretenden Parteivorsitzenden bewirbt.

Die Au­to­r:in­nen des Briefs, der der taz vorliegt, kritisieren, dass die im November vom Vorstand beschlossene Strategie nicht geeignet sei, die Wäh­le­r*in­nen zur Wahl der Linken zu motivieren. Die Partei dürfe sich nicht mit der Rolle der Fragestellerin begnügen, die Missstände einzig benennt, sondern müsse auch konkrete Antworten „zumindest skizzieren“.

In der am 17. November vom 44-köpfigen Parteivorstand beschlossenen Wahlstrategie heißt es, die Linke trete an, um wichtige Fragen auf die Tagesordnung der Bundestagswahl zu setzen, wie etwa: Wie wollen wir arbeiten? Ist das Gesundheitssystem für den Profit oder für den Bedarf der Menschen da? Wie machen wir den Sozialstaat inklusiv und zukunftsfest? Wie bauen wir die Wirtschaft so um, dass sie sozial und ökologisch ist?

Auch mit der Beschreibung der politischen Mit­be­wer­be­r:in­nen sind die Ver­fas­se­r:in­nen unzufrieden. Bei der Analyse der konkurrierenden Parteien gelte es, den Brief­schrei­be­r:in­nen zufolge, stärker auch das Verbindende darzustellen. Es sei wichtiger zu formulieren, mit welchen Kräften man konkrete Schritte gehen könne, als potenzielle Bünd­nis­part­ne­r*in­nen scharf zu kritisieren.

Gemeint sind Grüne und SPD. Über diese heißt es in der Strategie des Vorstands, die Grünen würden viel mit Floskeln hantieren und die SPD käme nicht aus dem Umfrageloch.

Dezidiert kritisieren die Re­for­me­r:in­nen eine Passage, in der Kritik an den Infektionsschutzmaßnahmen geübt wird. In der Vorstandstrategie heißt es, „die Parlamente in Bund und Ländern wurden weitgehend ausgeschaltet zugunsten von Verordnungen und einem Regime angeblicher ‚Expertinnen‘ bzw. ‚Experten‘.“ Das sei nicht nur inhaltlich falsch, so die Kritiker:innen. „Es rückt uns in eine politische Ecke, die wir eigentlich als Linke bekämpfen.“ Eine Antwort auf den am 7. Dezember verfassten Brief gebe es bislang nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Ganz groß

    Bald kommt die ganz große Koalition zwischen allen Parteien, die Demokratische Einheits Partei (DEP).



    Slogan: "Wir sind für euch alle da!"-

  • Ich wähle keine Partei mehr, die mit großer Wahrscheinlichkeit dann eine Koalition mit SPD, Grünen, FDP oder CDU/CSU ein geht. Es bleibt eigentlich zur Zeit nur noch Die PARTEI, die schon längst sehr viel mehr als nur Satire ist.

  • Das Verbindende mit der Konkurrenz mehr betonen? Dann kann man auch gleich die innig verbundene Konkurrenz selber wählen. Die sogenannten "Reformer" sollten sich dann besser in "Überflüssigmacher" umbenennen.

  • Das kann die Linke wieder prima:



    Sich öffentlich zerstreiten und dann von Solidarität reden!

    Und Grüne und SPD sind und bleiben harte Hartz-Parteien und gehören auch dafür deutlich kritisiert! Schon vergessen? ...

    • @Hartz:

      beim hartzismus haben die "grünen" nur aus opportunismus mitgemacht.in der "s"pD waren ausser neoliberalen ausverkäufer*innen auch laboristische überzeugungstäter*innen mit am werk -für die das erniedrigen entrechten und entwürdigen von menschen im namen der arbeit ein ideologischer selbstzweck ist .



      insofern ist es nicht überraschend dass die grünen die erste ex-hartz-partei sind

      vergeben werden wir ihnen trotzdem nicht

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Schwierig, wenn die eigene Klientel gerne in Richtung AfD abwandert diese zurückzugewinnen!

  • 9G
    92489 (Profil gelöscht)

    Der Parteivorstand der Linken beschwert sich über die SPD, dass sie nicht aus dem Umfrageloch kommt? Immerhin gibt es bei dem Strategiepapier auch was zu lachen.

  • Sie liefern auch nicht, wenn Sie in Regierungsverantwortung stecken. Nicht einmal unter optimalen RRG Bedingungen. Nicht einmal wenn auch die anderen Parteien ähnliche Forderungen bei z.B. Landtagswahlen haben.

    Aus dem Schritt bspw. hin zum kostenlosen ÖPNV, den die LP in Bremen forderte, wurde nach den Wahlen in Regierungsverantwortung eine Erhöhung der Tarife.