: Ralle, an die Laterne!
Pinnebergs SPD entscheidet über Bundestagskandidatur
Autsch! Die Vorabstimmung ist schon mal nicht so gut ausgegangen für Ralf Stegner, den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Kieler Landtag, langjährigen Landespartei-Chef, Ex-Minister und früheres Bundesvorstands-Mitglied: In Elmshorn haben die Genoss*innen zu zwei Dritteln gegen ihn votiert und mit einer satten Mehrheit für den 31-jährigen No-Name Mats Hansen, der ihm bei der Wahl im September das Bundestagsmandat streitig machen will.
Klar, Elmshorn war ein Heimspiel für Hansen, der dort Stadtverordneter ist, und das Ergebnis der Mitgliederbefragung nach der Rede-Battle Ende Oktober war völlig unverbindlich gewesen. Aber immerhin entsendet die Stadt als einer der größten Ortsvereine im Kreis Pinneberg elf Delegierte zur Kreiswahldelegiertenkonferenz in die Hamburger Speckgürtelgemeinde Schenefeld. Dort entscheidet sich, am 5. Dezember, wen die Pinneberger Genoss*innen im Spätsommer 2021 an die Laternenpfähle hängen dürfen.
Es ist nicht davon auszugehen, dass Hansen dabei mehr als einen Achtungserfolg erzielt. Die SPD neigt dazu, rational und bieder abzustimmen. Und da ist Stegner dann doch die bessere Wahl: Einerseits hätte man ihn dann in Kiel zwischen den Füßen weg und könnte sich und die Partei für die Landtagswahl 2022 in Position bringen. Andererseits wäre der Norden mit einem schlauen und erfahrenen Vollblutpolitiker in Berlin präsent: Eine linke Mehrheit geben aktuelle Umfragen und Grüne nicht her, die sich, statt dorthin, wo es weh tut, eher dorthin begeben, wo es unangenehm riecht.
Also könnte die SPD einen Oppositionsführer gebrauchen, der naturgemäß kein Kuschelbär zum Wohlfühlen sein muss, sondern ein dezidiertes Profil haben sollte, in diesem Fall: ein linkes. Das ist, was Stegner hat – fast schon ein Unique Selling Point in der Sozialdemokratie. Dem umtriebigen und charmanten Jungunternehmer Mats Hansen geht all das ab. Dafür aber hat er eine Zukunft: Manchmal reicht ja schon eine ehrenhafte Niederlage, um sich in der Partei ins Gespräch zu bringen. Benno Schirrmeister
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