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: Protest und Recherche

Die einen nennen es das „Flüchtlingsvirus“ oder das „Arabervirus“. Andere verbreiten Fakevideos mit Bildern von angeblich leeren Intensivstationen. Und wieder andere entdecken ihr Herz für die Grundrechte und kämpfen gegen die „Coronadiktatur“: In Deutschland sind solche Proteste gegen die Coronapolitik von den sogenannten Querdenkern und ähnlichen Gestalten bekannt. Doch ein vergleichbares Bild zeigt sich auch in anderen Ländern Europas. Und fast immer sind die Übergänge zur extremen Rechten oder populistischen Parteien dabei fließend – teils selbst dort, wo diese mitregieren.

Mit knapp 22.000 Euro fördert das „Investigative Journalism for EU“-Programm (IJ4EU) auf Antrag der taz nun Recherchen zur europäischen Dimension der Proteste gegen die Coronapolitik. Das Geld fließt an das 2018 gegründete Netzwerk Europe’s Far Right. Mit dabei sind die französische Libération, die Wochenzeitung Internazionale aus Italien, die Schweizer WoZ, die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza, das Portal HVG aus Ungarn sowie die Wochenzeitung Falter aus Österreich. Die Mittel stammen von der EU-Kommission und der Open Society Foundation.

Bis zum Frühjahr wird das Netzwerk der Frage nachgehen, welche Verbindungen zwischen den Protestakteuren in den einzelnen Ländern entstehen, welche Argumentationsmuster sie einen und wie sie versuchen, die pandemiebedingten sozialen Verwerfungen für ihre natio­na­lis­tische Agenda zu in­stru­men­talisieren. Eine Serie dazu erscheint von Dezember bis März parallel in allen beteiligten Medien. (cja)