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corona in bremen„Normalerweise machen wir das live“

Stefan Bläske Jg. 76, ist Dramaturg und leitet gemeinsam mit Regisseurin Alize Zandwijk die Schauspielsparte des Theater Bremen.

Interview Luna Groß García

taz: Herr Bläske, warum gibt es online Publikumsgespräche?

Stefan Bläske: Wir sind gerne im Austausch mit unserem Publikum und wollen wissen, was die Zuschauer*innen über unsere Produktionen denken. Normalerweise machen wir das live, aber aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen findet das nun online statt. Das wurde eigentlich schon letzten Monat entschieden, aber nun müssen wir eh schließen und alles online machen.

Bedeutet das, die Gespräche finden weiterhin statt, wenn das Theater nun schließt?

Genau. Wir haben natürlich darüber diskutiert, waren aber alle der Meinung, dass es schön wäre, wie angekündigt, jeden Dienstag um 18 Uhr ein Gespräch mit dem Publikum zu veranstalten und so den Austausch aufrecht zu erhalten.

Wird der Fokus auf bereits aufgeführten Stücken liegen oder auf denen, die jetzt abgesagt werden mussten?

Es ist erst einmal als klassisches Publikumsgespräch gedacht, also liegt der Fokus auf bereits aufgeführten Stücken. Die Menschen, die diese Aufführungen besucht haben und beim Ticket-Bestellen ihre E-Mail hinterlegt haben, bekommen eine Einladung zu den Gesprächen. Mit dem neuen Teil-Lockdown kann es aber auch sein, dass wir das Format nach ein paar Wochen erweitern und dann nicht mehr nur über die bereits gespielten Stücke reden, sondern zu offeneren Gesprächen übergehen. Dort würde es dann um die Dinge gehen, die das Publikum schon immer über das Theater wissen wollte.

Über was genau sprechen Sie denn sonst?

Wir als Dramaturgie hoffen natürlich auch, dass man über die Inhalte sprechen kann, die in den Stücken verhandelt werden. Wenn es bei „Trüffel Trüffel Trüffel“ zum Beispiel um Klassenzugehörigkeit und Fragen von Arm und Reich, Schein und Sein geht, oder bei „düsterer spatz am meer / hybrid (america)“ um Kapitalismus und den amerikanischen „way of life“, dann hoffen wir, uns über diese Themen mit dem Publikum austauschen zu können. Zugleich sind diese Publikumsgespräche auch dazu da, sich offen über die Theaterinszenierung auszutauschen. Da werden Fragen gestellt wie: Warum habt ihr das Stück so inszeniert und nicht anders? Es ist immer eine Mischung aus Form und Inhalt.

Werden die Gespräche dann auch überwiegend von der Dramaturgie geführt oder gibt es auch Schauspieler, die zu Wort kommen?

Es gibt in der Regel immer eine Person aus der Dramaturgie, die das Gespräch betreut. Dann gibt es aber immer noch andere Gesprächspartner*innen. Entweder Regisseur*in oder Schauspieler*innen, im Idealfall beides. Ob wir noch weitere Personen dazu laden steht noch nicht fest, aber es kann sein, dass wir bei einem Stück über Depressionen zum Beispiel eine*n Psycholog*in einladen.

Werden bei diesen Gesprächen alle Sparten bedacht?

Ja, wir wechseln uns ab, Tanztheater, Schauspiel und Musiktheater.

Ab sofort jeden Dienstag, 18 Uhr, Anmeldung via e-Mail dramaturgie@theaterbremen.de

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