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Aktivistin über den Ausbau der Oder„Es wird weniger Wasser geben“

Die Künstlerin Katrin Dobbrick setzt sich für den Stopp der Oder-Ausbaupläne ein. Sie befürchtet massive Schäden für die Auenlandschaft.

Nationalpark Unteres Odertal bei Stuetzkow Foto: W. Willner/imago
Interview von Ulrike Wiebrecht

taz: Frau Dobbrick, Sie haben eine Petition gegen die Ausbaupläne für die Oder gestartet. Wie kamen Sie dazu?

Katrin Dobbrick: Eigentlich aus einem ganz persönlichen Bedürfnis heraus. Ich lebe an der Oder, sie ist für mich als Grenzfluss mit ganz vielen Emotionen verbunden. Ich liebe die Region, mich zieht es auch immer wieder nach Polen. Und als ich von den Plänen hörte, die Oder auszubauen, dachte ich, dass man etwas dagegen tun muss. Dabei war ich überrascht, wie wenig die Menschen hier davon wissen.

Was haben Sie konkret für Befürchtungen?

Es besteht die Gefahr, dass mit dem Ausbau der Oder Lebensräume unzähliger Pflanzen und Tiere zerstört werden, wenn die Ufer austrocknen. Und dass natürlich auch die Schönheit des naturnahen Flusses zerstört wird. Eine Sorge ist außerdem, dass der Grundwasserspiegel hier insgesamt sinken könnte. Und dass im Oderbruch eher die Gefahr für Hochwasser wächst, wenn der Fluss verengt wird und keinen Versickerungsraum mehr hat.

Im Interview2Inews: Katrin Dobbrick

Künstlerin aus Stolzenhagen (Barnim), hat zusammen mit Elizabeth Pankhurst auf www.change.org eine Onlinepetition gegen die Odervertiefung gestartet.

Sie sprechen in der Petition auch von einem Deal, der hinter dem deutsch-polnischen Wasserstraßen-Abkommen steht …

Ja, es gibt Dokumente, die belegen, dass die polnische Seite den Hochwasserschutz nur als Vorwand für den Ausbau der Oder nimmt und damit wirtschaftliche Interessen verfolgt. Bisher hatten die Eisbrecher nie Probleme. Es gäbe auch Eisbrecher, die nicht so tief sind, sodass man den Fluss nicht vertiefen müsste. Andererseits verfolgt auch die deutsche Seite wirtschaftliche Interessen. Es gibt ja in Schwedt die Papierfabrik Leipa, die international aufgestellt ist. Sie und die Schifffahrtslobby wünschen sich einen besseren Zugang zur Ostsee. Dafür müsste die Klützer Querfahrt ausgebaut werden, die sich auf polnischem Gebiet befindet. Und dafür braucht man die Zustimmung von Polen. Das hat bei dem Staatsvertrag auch eine Rolle gespielt. Im Übrigen ist die Bundesregierung natürlich an guten nachbarschaftlichen Beziehungen interessiert.

Ist es überhaupt realistisch, dass auf der Oder Schiffsverkehr stattfindet?

Den gibt es ja schon. Es fragt sich nur, ob er wirtschaftlich rentabel ist und ob er in einem vernünftigen Verhältnis zur Zerstörung des natürlichen Lebensraums steht. Denn es wird immer weniger Wasser geben. In Deutschland hat die Oder ja nur den Status eines Nebenflusses mit vorwiegend touristischem Interesse. Laut Bundesverkehrswegeplan haben solche Flüsse die Aufgabe, Natur und Umwelt zu schützen und aufzuwerten.

Konnten Sie die Menschen in der Region inzwischen mobilisieren?

Noch zu wenig, wie ich finde. Es finden schon Gespräche und Diskussionen statt. Es gibt ja auch immer zwei Seiten. Aber man muss erst mal Aufklärungsarbeit leisten. Immerhin wurde inzwischen auch auf polnischer Seite eine Petition zur Rettung der Flüsse gestartet. Unser Ziel ist es im Übrigen, dass sich die EU einmischt, die bisher noch gar nicht ausreichend informiert zu sein scheint. Jedenfalls hoffe ich, dass sich der Aufwand lohnt.

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