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Skandal um goldene Reisepässe in ZypernEU-Eintrittskarte für die Unterwelt

Abgeordnete werden dabei gefilmt, wie sie vermeintlich Kriminellen Hilfe beim Erlangen eines EU-Passes anbieten. Der Fall zieht weitere Kreise.

„Ungültig“ müsste wohl auch auf einige der „goldenen“ EU-Reisepässe aus Zypern gestanzt werden (Symbolbild) Foto: Stefan Jaitner/dpa

Berlin taz | „Es wird nicht leicht. Aber ich verspreche, dass wir unser Bestes tun werden“, sagte der Parlamentsabgeordnete Christakis Giovanis. Parlamentssprecher Demetris Syllouris versprach seine „volle Unterstützung – auf jeder Ebene: politisch, wirtschaftlich, sozial, alles“. Zu „99 Prozent“ werde die Sache klappen. Vorher müsse Geld fließen. Seit der vergangenen Woche sind Giovanis, bis dahin Abgeordneter der linken AKEL, und Syllouris, der einer kleinen konservativen Partei angehört, nicht länger Mitglieder des zyprischen Parlaments. Beide gaben ihre Mandate auf. Er habe „in keiner Weise gegen das Gesetz verstoßen“, sagte Syllouris.

Beide Parlamentarier sind tief in einen Skandal verstrickt, der weit über die Grenzen des EU-Mitglieds Zypern hinausreicht. Es geht dabei um die Vergabe der zyprischen Staatsbürgerschaft im Tausch gegen Investitionen in Höhe von jeweils mindestens 2,5 Millionen Euro auf der Insel. Dieses Programm, offiziell genannt „Staatsbürgerschaft gegen Investment“, hat Zypern schon etwa 8 Milliarden Euro eingebracht. In den vergangenen zehn Jahren sollen so mehr als 3.500 Personen, mehrheitlich Russen und Chinesen, dank „goldener Reisepässe“ zu Europäern geworden sein.

Verdeckte Ermittlungen des TV-Senders Al Jazeera English (AJE) legen nun nahe, dass es auch Kriminellen leicht gemacht wird, so eine Eintrittskarte in die EU zu erwerben. Die Reporter gaben sich als Abgesandte eines reichen Chinesen aus, der in seiner Heimat wegen Geldwäsche und Korruption zu sieben Jahren Haft verurteilt worden sei und gerade noch rechtzeitig nach Hongkong habe fliehen können. Sie trafen sich auf Zypern mit Immobilienhändlern, einem Rechtsanwalt und den beiden Abgeordneten – und alle Beteiligten machten dabei deutlich, dass die Vorstrafen kein großes Problem darstellen würden. Und: Sie filmten die Gespräche mit verdeckter Kamera.

So wurde den beiden Reportern eine Investition in „Sun City“ ans Herz gelegt, eine Villa dort sollte 3,8 Millionen Euro kosten. Das Projekt eines Luxusresorts wird von der Giovanis Group vorangetrieben, einer Firma, der der linke Politiker gleichen Namens vorsteht. Die Tatsache, dass der fiktive chinesische Betrüger kein sauberes Führungszeugnis würde vorlegen können – eigentlich eine Voraussetzung für den Erwerb der zyprischen Staatsbürgerschaft –, sei zwar ein „Problem“, so die Gesprächspartner, ließe sich aber überwinden.

Sogar eine Namensänderung sei möglich

Sogar eine Namensänderung im Pass des Chinesen sei möglich – eine paradiesische Vorstellung für Kriminelle. Und eine Beschleunigung des Falls auf wenige Tage sei auch drin, wenn eine Akte von unten ganz nach oben gelegt werde. Man habe schon vielen Personen geholfen. „Wir sind auf Zypern!“, sagte lachend der Anwalt über die Wege, Dinge so zu bereinigen, dass der ersehnte Pass ausgestellt werden könnte.

Nach Veröffentlichung des Materials stritten die Beteiligten jeden Versuch einer kriminellen Handlung ab. Vielmehr hätten sie die Gespräche nur zum Schein geführt, um die Informationen danach der Antikorruptionsbehörde weiterzugeben.

Nach Bekanntwerden der AJE-Recherche auf Zypern fuhr ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel schweres Geschütz auf: Man habe „ungläubig gesehen, wie hochrangige Staatsvertreter Staatsbürgerschaften für finanzielle Gewinne eintauschen“. In einer Dringlichkeitssitzung beschloss die Regierung in Nikosia am 13. Oktober, das Programm mit den „goldenen Pässen“ „in der jetzigen Form“ zum 1. November einzustellen. Was das genau bedeutet, blieb unklar. Allerdings warnte die Regierung Unternehmen vor einer weiteren Werbung für die „goldenen Pässe“: Diese könne mit Geldstrafen von bis zu 350.000 Euro geahndet werden.

Der Europäischen Union ist der Handel mit EU-Reisepässen schon lange ein Dorn im Auge. Vor knapp zwei Jahren untersuchte die Kommission solche Geschäfte, die neben Zypern auch von Malta und Bulgarien angeboten werden. „Geldwäsche, Steuerhinterziehung können nicht ausgeschlossen werden, weil einige Staaten keine ausreichenden Nachweise fordern, woher das Geld stammt“, sagte damals EU-Kommissarin Věra Jourová.

Proteste in Nikosia

In dieser Woche will das EU-Parlament die Vergabe der „goldenen Pässe“ auf Zypern und anderswo debattieren. „Das Europäische Parlament schlägt zurück“, twitterte der Abgeordnete Sven Giegold (Grüne) und verlangte, dass dieses „schmutzige Geschäft“ beendet werden müsse.

In Nikosia protestierten am vergangenen Mittwoch mehrere hundert Menschen gegen den Korruptionsskandal. Unter ihnen war auch die frühere EU-Kommissarin Androulla Vassiliou. Sie schäme sich für das, was passiert sei, sagte sie AJE.

Inzwischen hat der Generalstaatsanwalt in Nikosia die Polizei mit einer Untersuchung betraut. Erste Ermittlungen drehen sich nach einem Bericht der Tageszeitung Cyprus Mail um 23 Fälle gekaufter Reisepässe, darunter 18, bei denen die Neubürger als Direktoren und Anteilseigner eines Casinos registriert sind und offenbar nie die vom Staat geforderte Investition von 2,5 Millionen Euro geleistet haben. Wie tief die zyprische Polizei in dem Fall graben wird, der auch hochrangige Mitarbeiter des Innenministeriums belasten könnte, bleibt abzuwarten.

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5 Kommentare

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  • Auch Griechenland hat schon vor Jahren, bei einer investierten Mindestsumme, Nicht-EU-Ausländern eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung angeboten. Damit können diese dann EU-weit reisen und Geschäfte machen.....

    • @Philippe Ressing:

      Ja wie? - 😱 -

      Wollens unser aller Klaus Hillenbrand auf seine alten Tage noch zu Recherche veranlassen?¿! - Na Sie sind mir ja einer.



      Der Mann ist Moralist. Gellewelle.



      Das muß reichen - 🤫 -

  • Taschendiebe unter sich? - am Hütchenspielen?! - 😱 -

    kurz - „Es ist keine Mauer so hoch, daß sie nicht ein mit Gold beladener Esel übersteigen könnte.“ Philipp II. von Mazedonien - 🇲🇰 -



    & anders gewendet - 😂 -



    “Für einen mit Gold beladenen Esel gehen die Tore jeder Stadt auf.“



    & Zypern 🇨🇾 - klar 333 - ab gen Alexander the great - 🐴 -



    Bei Issos Keilerei - Bleibt also alles en famillie - 🤫 -

    So geht das

    • @Lowandorder:

      btw & Empör - Empör - Newahr.

      Sollten wir - wo doch unsere Silberlocke vande Bellevue grad in Quarantäne ist - unsere staatlichen Kriminellen & unsere allfertigen Klempner & Schlapphüter nicht vergessen. Da mag nicht so viel Kohle fließen - aber kriminell geht auch für fettes - aber doch kleines Salär. Gell.

      Z. B. - als das Couple Steini vande AA & sein Klempner Hans-Georg Maaßen verfassungs&völkerrechtswidrig Murat Kurnaz in Guantanamo weggeschlossen hatten. Teilten die Amis mit - da sei nix dran & wollten ihn …öh “Zurückstellen!“



      Was tun? Da im Paß von Kurnaz eine unbefristete Aufenthaltserlaubniss eingestempelt war (= danach kommt nur noch die Einbürgerung!). War - legale (wieder) normaleEinreise! - guter Rat teuer.



      & Däh - unsere staatlichen Kriminellen -



      Luchsten unternem Vorwand 🇺🇸 den Paß - die Paßklemptner entfernten unter Austausch mittels einer blanken Seite - frauman beachte das feine Fotto - illegal - oben - als solide Handwerker spurlos die Berechtigung & gaben den Paß zurück!

      kurz - Das Ergebnis ist - ähnlich wie hier: “nix gesetzwidriges gemacht“ - bekannt!



      & Däh! = Unser Öberschter Großkopferte



      Frank-Walter - trotz gerade Laudatio wg globaler Gerechtigkeit! Wollnichwoll.



      Hatte für 5 Jahre anlaß&rechtsgrundlos!



      Nö. Nicht einmal ein - Bedauern - 🤑 -

      kurz2 - Sorry tazis - Aber.



      Meine Empörung für derartige ungesühnte Machenschaften in einem Rechtsstaat nach dem Grundgesetz - dieser Republik Schland - ist mit Verlaub - ungleich größer.



      &



      Fensterreden helfen da nicht weiter. Nö.



      Sondern hinterlassen nur angewidert -



      Einen bitter schalen Nachgeschmack.



      Ekelhaft.

      Ende des Vorstehenden

  • RS
    Ria Sauter

    Das geht auch problemlos auf Malta und Bulgarien.



    Wieso sind diese Länder noch in der EU? Wieso fliesst noch immer Geld in diese Länder?



    Es reicht jetzt nicht das System zu unterbinden, auch diejenigen mit den Pässen müssen bestraft werden.



    Ich vermute mal,beides wird nicht geschehen.