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Berliner brauchen Haushaltshilfe

6 Prozent der BerlinerInnen stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand – ein trauriger Rekord unter den deutschen Großstädten. Mehr Geld für Schuldner- und Insolvenzberatungen soll helfen

VON KATHI PREPPNER

Der höchste Berg Berlins? Das muss der Schuldenberg sein. Doch nicht nur die Stadt, auch ihre BewohnerInnen häufen Miese an: 165.000 Haushalten steht das Wasser bis zum Hals – das sind knapp 6 Prozent aller erwachsenen BerlinerInnen. Sie haben beispielsweise Privatinsolvenz angemeldet oder mussten eine eidesstattliche Versicherung abgeben. Das zeigt der „Schulden-Kompass“, eine Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Schufa, die Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) gestern vorstellte. Berlin ist demnach die Hauptstadt der SchuldnerInnen.

Der „Schulden-Kompass“ beruht auf anonymisierten Daten der Schufa, die sie von fast jedem der volljährigen BürgerInnen hat. Wer ein Girokonto oder ein Handy mit Vertrag besitzt, ist bei der Schufa registriert. Die Studie teilt alle erfassten Personen in Risikogruppen ein. Zur prekärsten Gruppe zählen unter anderem diejenigen, die Privatinsolvenz angemeldet haben – 5,9 Prozent der BerlinerInnen gehören dieser Gruppe an. Damit ist die Hauptstadt die Nummer 1 unter den deutschen Großstädten.

Für die Sozialverwaltung sind aber besonders die Untersuchungsergebnisse für die einzelnen Bezirke interessant: In einem Teil Neuköllns gehört jede achte Person über 18 Jahren zur Risikogruppe, in Steglitz-Zehlendorf hingegen nur jede 29. „Mit unserem Risikostufenmodell haben wir die Brennpunkte Berlins identifiziert, damit die Senatsverwaltung weitere Maßnahmen ergreifen kann“, sagt Rainer Neumann, Vorstandsvorsitzender der Schufa Holding. Soll heißen: Der Senat kennt jetzt die stark betroffenen Stadtteile und kann dort verstärkt Beratungsangebote unterstützen. 20 anerkannte Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen gibt es in den Bezirken.

Die Landesmittel für die öffentlich geförderten Beratungsstellen wurden in diesem Jahr um eine Million auf 5,1 Millionen Euro aufgestockt. „Das rechnet sich“, sagt Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner. „Jeder Euro, der in die Beratung investiert wird, spart zwei Euro, die für einen weiterhin verschuldeten Haushalt aufgebracht werden müssten.“

Doch der Weg in die Beratungsstellen ist nicht leicht. Ende 2004 habe die durchschnittliche Wartezeit etwa fünf Monate betragen, sagt Knake-Werner. So seien auch derzeit nur 6,5 Prozent der überschuldeten Privathaushalte in Beratung. Eines der Hauptanliegen der Beratungsstellen ist es, Schuldner wieder in gesicherte Arbeitsverhältnisse zu begleiten. Denn Arbeitslosigkeit ist laut Senatsverwaltung immer noch die Hauptursache von Verschuldung. Durch Hartz IV habe sich die Situation vieler Langzeitarbeitsloser noch verschärft, sagt Knake-Werner. Schon jetzt würden etwa die Hälfte der SchuldnerInnen in laufender Beratung Arbeitslosengeld II empfangen. Nach einjähriger Beratung sinke die Sozialhilfe aber in der Regel auf ein Drittel, sagt die Sozialsenatorin. Langfristig profitieren also alle Schuldner von der Beratung: die Stadt – und ihre BewohnerInnen.

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