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Die WahrheitDer Jieper-Preis 2020

Michael Ringel
Kolumne
von Michael Ringel

Der Wahrheit-Unterbringwettbewerb, Kanada als Gastland, die Gewinner, das buhende Publikum und die Verschiebung der Preisverleihung.

Die Gräte als Ikone des feierfreudigen Wahrheitklubs Foto: taz-Archiv

D adi, dada, Kani, Kana / na klar, kannst du Kana dada.“ Vielleicht hätten wir nicht so dadaistisch leichtfüßig tänzelnd vor uns hin reimen sollen, als wir uns im Frühsommer den Nonsensvers für den diesjährigen Wahrheit-Unterbringwettbewerb ausdachten. Denn wir können zwar Kanada, aber dann auch wieder nicht.

Wie in jedem Jahr sollte trotz Corona auch 2020 ein ganz normaler Unterbringwettbewerb stattfinden. Passend zum Gastland der Buchmesse Kanada klöppelten wir einen Vers zusammen: „Was Ananas für Piña Colada, ist der Ahornsirup für Kanada.“ Wir präsentierten den Nonsens-Satz den Wahrheit-Lesern und forderten sie auf, ihn wie üblich in allen Arten von Medien unterzubringen – in Zeitungen oder Zeitschriften, in Radio- oder Fernsehsendungen, im Internet oder wo auch immer. Dafür würde es dann als Jieper-Preis die „große Ente“ geben, das Hausgetränk der Wahrheit, eine Flasche edlen Brandy der Marke „Gran Duque d’Alba“.

Das Prozedere ist seit mehr als zwanzig Jahren bekannt, seit dem ersten Wettbewerb im Jahr 2000 mit dem legendären Satz „Wer Jieper hat, muss schmacko-fatzen“. Und so trudelten die Beiträge langsam ein: Der Ananas-Satz tauchte zum Beispiel im Magazin Gegenblende in einem Kommentar zur Lage der SPD auf. Gleich drei Beiträge zu allerdings sehr schlüpfrigen Themen reichten Lokalredaktionen des Boulevard-Organs tag24 ein. Aus Österreich erreichte uns ein ntv-Kommentar zur Corona­politik Wiens.

Als Vertreter der von uns besonders geliebten abseitigen kleinen Blätter steuerte der Wesch­nitz-Blitz einen Artikel zum Thema „Hamsterkauf“ bei. Im Mannheimer Radio Bermudafunk gab es eine Heavy-Metal-Sendung zum kanadischen Drogenkonsum mit dem Ananas-Satz. Im Nerd-Magazin c’t Retro erschien der Vers an prominenter Stelle. Und der verehrte „Süßkramladen“ in Fürth war wie immer dabei. Wie manch andere, die wir hier nicht mehr unterbringen können …

Und alle Teilnehmer müssen wir jetzt ein wenig enttäuschen. Denn nicht nur die Frankfurter Buchmesse fällt aus, auch wir müssen 2020 die Preisverleihung coronabedingt ausfallen lassen. Denn ohne das lauthals buhende Publikum kann das nicht über die Bühne gehen.

Aber: Alle Teilnehmer bleiben im Wettbewerb, bis zur Frankfurter Buchmesse 2021 können sogar weitere Beiträge eingereicht werden. Der Teilnahmeschluss wird bis zum 18. Oktober 2021 verlängert. Denn im nächsten Jahr ist nicht nur Kanada wieder Gastland der Buchmesse. Auch der Jieper-Preis kommt zurück mit dem Nonsenssatz, der alles sagt: „Was Ananas für Piña Colada, ist der Ahornsirup für Kanada.“

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Michael Ringel
Wahrheit-Redakteur
Jahrgang 1961, lebt in Berlin-Friedenau und ist seit dem Jahr 2000 Redakteur für die Wahrheit-Seite der taz.
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1 Kommentar

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  • Die Idee für den Unterbringwettbewerb find ich gut!

    Der Brandy der Marke „Gran Duque d’Alba“ lässt einen auch mal wieder über das zur Verfügung stehende Haushaltsbudget nachdenken.

    Schön finde ich auch die Vorliebe für abseitige, kleine Blätter.

    Schade, das es nicht sonn'e Art Zusammenfassung der Medien ala klick und man kann die Stelle, Wort des eingefügten Satzes lesen o. hören gibt.

    Ich beöhmel mich gerade über den Satz von 2018

    ... "Ohne Igel an den Orgeln keine Orgien in Georgien." ...

    Hier hätte mich schon mal interessiert, wie das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) diesen Satz untergebracht hat.