piwik no script img

Iran-Sanktionen aus US-Sicht in KraftEuropäer halten dagegen

Die USA wollen UN-Sanktionen gegen Teheran wiedereinführen. Wer das anders sieht, wird bestraft, sagt Außenminister Pompeo. Fast alle sehen es anders.

US-Außenminister Pompeo gab noch keine Details künftiger Strafmaßnahmen bekannt Foto: dpa

Berlin taz | Die USA drohen mit Maßnahmen gegen Staaten, die der von der Trump-Administration verlangten Wiedereinsetzung sämtlicher UNO-Sanktionen gegen Iran nicht zustimmen. Die UN-Sanktionen, die in Folge des 2015 vereinbarten Atomabkommens mit Iran schrittweise aufgehoben worden waren, seien „wieder in Kraft“, erklärte US-Außenminister Mike Pompeo am Wochenende in Washington. Sollten die UN-Mitgliedstaaten „ihrer Verpflichtung zur Umsetzung der Sanktionen“ nicht nachkommen, würden die USA „Konsequenzen ziehen“.

Dies wurde von den am Atomabkommen mit Iran beteiligten Vertragsstaaten Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Russland und China zurückgewiesen. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens erklärten am Sonntag, die Feststellung Pompeos habe „keinerlei Rechtswirkung“ oder rechtliche Konsequenzen für andere Staaten.

Die USA waren 2018 einseitig aus dem Atomabkommen mit Iran ausgestiegen. Sie haben seitdem massive unilaterale Sanktionen gegen Iran verhängt und auch gegen Unternehmen und Banken aus Drittstaaten, um diese zur Einstellung aller wirtschaftlichen Beziehungen mit Iran zu nötigen.

Die Trump-Administration beruft sich bei ih­rem Vorgehen auf einen in dem Abkommen vorgesehenen „Snapback-Mechanismus“. Dieser Mechanismus ermöglicht eine automatische Wiedereinsetzung aller Sanktionen ohne Widerspruchs- oder Vetomöglichkeit des Sicherheitsrats 30 Tage nachdem ein Vertragsstaat des Abkommens feststellt, dass Iran gegen dessen Vorgaben verstößt. Diese Feststellung hatte die US-Regierung am 20. August getroffen. In der Nacht zum Sonntag ist damit die 30-Tages-Frist abgelaufen, ab der die Sanktionen nach US-Ansicht wieder automatisch in Kraft treten.

EU-Minister: USA kein Teil des Vertrags mehr

In ihrer gemeinsamen Erklärung argumentieren die drei EU-Außenminister aber, dass die USA nach ihrer einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran kein Teil des Vertrags mehr seien. Daraus folge, „dass sämtliche Beschlüsse und Maßnahmen, die auf der Grundlage dieses Verfahrens oder seines möglichen Ausgangs ergriffen würden, ebenfalls keine Rechtswirkung entfalten können“. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bekräftigte in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung diese Sichtweise, die auch von 13 der 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrates geteilt wird.

US-Außenminister Pompeo gab in seiner Erklärung noch keine Details künftiger Strafmaßnahmen bekannt. Doch nach Reuters-Informationen vom Freitag hat Präsident Trump bereits ein Dekret unterschrieben, das Sanktionen gegen ausländische Rüstungsunternehmen ermöglicht, die Waffen an Iran liefern. UNO-Diplomaten in New York erwarten, dass Trump in seiner für morgen (Dienstag) vorgesehenen Rede auf der Eröffnungssitzung der diesjährigen UNO-Generalversammlung konkrete Maßnahmen bekanntgeben wird.

Irans Regierungssprecher Said Chatibsadeh sagte am Sonntag: „Das ist eine Fernsehshow, deren Präsentator, Zuschauer und Fans nur aus Herrn Pompeo und einer Handvoll anderen bestehen.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Was ist mit den Welteroberungsplänen Erdogans? Soll Armenien ein zweites Mal von deutschen Panzern platt gemacht werden?

  • Eigentlich sollte man alle Länder im Nahen Osten sanktionieren, wenn sie Waffen kaufen (wollen).

    Außer Israel natürlich.

  • Sanktionen gegen Rüstungsfirmen die Waffen in den Iran verkaufen. Ich finde das ist mal ein vernünftiger Beschluss von Trump. Da sollten die anderen Europäischen Staaten und China ruhig mitziehen. Sie könnten sich doch mit den USA auf eine Lockerung der Sanktionen für Konsumgüter einigen. Verstehe ich nicht wieso gerade Deutschland sich da gegen die USA stellt. Waffen ist so ziemlich das letzte was die Iranische Bevölkerung braucht.

    • @chinamen:

      Waffen ist auch das letzte was die deutsche Bevölkerung braucht. das rechtfertigt jedoch nicht das einseitiges Handeln seitens eines Landes, Sanktionen an Dritte zu verkünden.



      USA ist aus der Abkommen einseitig ausgetreten und will jetzt doch als Vertragspartei auftreten.?



      Das ist nur noch schizophren..

  • Ist ja total irre. Die USA scheiden aus einem Vertrag aus und wollen dann Bestimmungen von ihm missbrauchen um Sanktionen wiedereinzusetzen. Diplomaten müssen ein eisernes Fell haben.