: Stadt kauft Schul-Container
SCHULSTART Im neuen Schuljahr lernen fast 10.000 Schüler in Provisorien. Es gibt mehr Lehrer, mehr Ganztagsschulen und mehr Geld für den Schulbau. Zur Qualitätssicherung soll es neue Schultests geben
SPD-Schulsenator Ties Rabe wartet zum Schulstart mit einigen Superlativen auf. Es gibt 1.400 neue Lehrer im Schuldienst – so viele wie noch nie. 300 davon besetzen neue Stellen. 54 Ganztagsschulen gehen an den Start. Es werden aber auch knapp 10.000 Schüler in über 400 Containern unterrichtet – auch das ein Rekord.
67 dieser Provisorien hat die Stadt jetzt zum neuen Schuljahr gekauft, Stückpreis rund 190.000 Euro. „Sie nur zu mieten, lohnt sich nicht“, erklärte Rabe, weil man die Container wohl drei Jahre brauche. Der Raumbedarf entsteht vor allem durch die wachsende Zahl der Klassen, die seit 2010 nicht mehr als 23 Kinder haben sollen.
Dazu kommt ein hoher Sanierungsbedarf und der Raumbedarf durch die Bildung neuer Stadtteilschulen. Rabe kündigte an, Hamburg werde zwischen 2013 und 2019 jährlich etwa 300 Millionen verbauen und versprach mehr Effizienz dabei. 2011 waren nicht einmal 90 Millionen Euro verbaut worden, 30 Millionen Euro blieben übrig. Der CDU-Politiker Robert Heinemann vermutet deshalb eine Sparmaßnahme.
Nur oberflächlich ging Rabe auf das Thema der Inklusion von behinderten und lernschwachen Schülern ein. Hier schwelt ein Konflikt. Die Stadtteilschulen haben für etwa zehn Prozent der Kinder Förderbedarf angemeldet. Das hält Rabe für zu hoch, es gibt nur für acht Prozent der Kinder Fördermittel. Bis zu den Herbstferien sollen die Kinder noch überprüft werden. Erst dann will Rabe sagen, ob einzelne Schulen mehr Personal bekommen.
Unbeirrt von massiver Kritik führt Rabe jetzt auch das Zentral- Abitur in allen Einzelfächern ein. Zur Sicherung der Unterrichtsqualität gibt es zudem eine neue Testreihe namens „Kermit“: In den Klassen 2, 3, 5, 7, 8 und 9 wird das in den Hauptfächern Erlernte abgeprüft. Die Ergebniswerte sollen offenbar auch individuell fürs einzelne Kind ermittelt und Lehrern, Eltern und Kindern mitgeteilt werden.
Rabe beteuerte, dass die Tests nicht mit in die Benotung eingingen, da man eine Drucksituation verhindern wolle, die „leistungsverzerrend“ sein könne. Ob der Druck auf die Kinder nicht trotzdem entsteht, bleibt abzuwarten. Um ähnliche „Vergleichsarbeiten“ gab es vor fünf Jahren in Hamburg einen Eklat, weil die Behörde für Drittklässler Aufgaben stellte, die erkennbar zu schwierig waren.
Der GEW-Vorsitzende Klaus Bullan kritisiert, dass die Referendare ab sofort mehr Unterricht geben müssen und forderte mehr Zeit für die Lehrer. Hektischer Leistungsdruck und ständige Kontrollen seien „Gift für ein gutes Lernklima“.
GAL und Linke kritisierten zudem Rabes Vorgehen bei der Inklusion. Statt die von den Stadtteilschulen gemeldeten Zahlen der Kinder mit Förderbedarf weiter anzuzweifeln, so Schulpolitikerin Dora Heyenn, solle Rabe „endlich handeln und die Ressourcen bereitstellen“.
KAIJA KUTTER
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