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Alissa Geffert über den Vorschlag, Heizpilze wieder zu erlauben und dafür einen autofreien Sonntag einzuführenFatales Tauschgeschäft

Können Heizpilze die coronageschädigte Gastronomie durch den Winter bringen? Die durch die Pandemie besonders stark betroffenen Kneipen, Cafés und Restaurants könnten so in der kalten Jahreszeit vor der drohenden Insolvenz bewahrt werden. Das zumindest hatte FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja zuletzt vorgeschlagen. Nun hat Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) mit dem Vorschlag eines Tauschgeschäfts geantwortet: ein autofreier Sonntag gegen den Heizpilz.

Doch es ist ein Tauschgeschäft ohne Zukunft, das Günther da angestoßen hat. Die Heizpilze – wahre CO2-Schleudern – sind seit 2009 aus gutem Grund verboten. Eine Rücknahme sendet ein falsches klimapolitisches Signal. Klimaschutz darf kein Ausgleichsgeschäft sein, denn die Situation ist ernst. Nicht ohne Grund geht vor allem die Jugend konsequent demonstrieren: Der Planet brennt, wir brauchen klimapolitische Stringenz, reale Lösungen und keinen Heizpilz.

Dass der Vorschlag zunächst von Czaja kam, überrascht nicht. Von Klimaschutz hat die Partei keine Ahnung – und es interessiert sie auch nicht. Die Gastronomie lässt sich nur durch umfassende staatliche Hilfsprogramme retten. Auch davon ist die FDP keine Freundin. Dass die Grünen-Senatorin auf diesen Zug aufspringt, überrascht dagegen. Sie hätte gute Gründe gehabt, den Czaja-Vorschlag einfach zurückzuweisen.

Längst ist der Heizpilz zum Symbol geworden: Ein konsequentes Nein zum Heizpilz bedeutet: Ja zum Klimaschutz, Ja zur Zukunft. Heiß genug wird es bald eh werden. Da kann man sich dann auch im Winter bei milden Temperaturen in den Außenbereichen von Cafés, Kneipen und Restaurants tummeln.

Doch nicht nur klimatechnisch wäre die Wiederbelebung der Heizpilze problematisch, auch angesichts der Pandemie sind sie keine gute Idee. Heizpilze würden möglicherweise neben dem Klima auch noch die Infektionszahlen zum Kochen bringen, da sie ermöglichen, dass Menschen wohlig-naiv zusammenkommen, intensiv gewärmt von verbrennendem Propangas eines Edelstahl-Monstrums.

Der Heizpilz suggeriert schnelle, einfache Lösungen. Der Heizpilz versucht, den ökonomischen Verlust auf einen anderen Diskurs zu verschieben. Der Heizpilz will den bequemen Weg gehen – den es aber nicht gibt. Depressiven Menschen werden schließlich auch keine Fischöltabletten empfohlen.

Eine andere Lösung muss her: keine unästhetischen Strahler, sondern finanzielle, staatliche Entlastung und Unterstützung für diejenigen, die unter den Eindämmungsmaßnahmen leiden. Über autofreie Sonntage kann man dann immer noch reden.

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