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das portraitEx-SPD-Chef Martin Schulz soll Chef der Friedrich-Ebert-Stiftung werden

Foto: dpa

Auf der nationalen Bühne war Martin Schulz eine Sternschnuppe, erst hell leuchtend, dann rasch verglüht. Als er von Sigmar Gabriel Anfang 2017 in einem feudalen Akt zum Kanzlerkandidaten gekürt wurde, flogen dem Europapolitiker die Herzen zu. In Umfragen lag die SPD vor der Union. Die SPD wählte ihn mit verdächtigen 100 Prozent zum Parteichef. Dann folgte ein Absturz, den es so auch in der mehr als 150-jährigen SPD-Geschichte noch nicht gegeben hatte. Die Wahl endete mit dem bislang miesesten Ergebnis für die SPD seit 1919. Rekordverdächtig war auch die Taktung politischer Fehler, die auf Schulz’Konto gebucht wurden.

So wurde aus dessen zunächst donnerndem Nein zur Groko in der Wahlnacht ein Ja, das Nein zu einem Kabinettsposten (mit plötzlichem Anspruch auf das Außenministerium). Das brach Schulz politisch das Genick. Sein Scheitern lag auch daran, dass Politik in Brüssel anders funktioniert als in Berlin. In Europa sind die Medien weit weniger entscheidend für das Politbusiness, in Berlin hingegen sind professionelle mediale Inszenierungen gerade bei Bundestagswahlen entscheidend. Dass da bei Schulz Luft nach oben war, zeigte nicht zuletzt, dass er einen Spiegel-Redakteur aus nächster Nähe sein Scheitern protokollieren ließ.

Nun soll der 64-jährige Bundestagsabgeordnete Chef der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung werden. Im Dezember 2020 würde er demnach Kurt Beck nachfolgen, auch ein dramatisch gescheiterter SPD-Chef. Wie Beck hat auch Schulz kein Abitur und keinen akademischen Abschluss gemacht – das ist selten in der SPD, in der sich die Parteielite seit Langem aus Juristen oder Politikwissenschaftlern rekrutiert.

Dies war aber ein Grund für die kurz währende Popularität von Schulz. Er hat schillernde biografische Brüche, die in den Norm-Politiker-Karrieren sonst nicht vorkommen. Eine Karriere als Fußballer scheiterte an Verletzungen, er überwand in jungen Jahren Alkoholismus, ist äußerst belesen, spricht fließend Englisch, Französisch und Italienisch, ist schlagfertig und kommunikativ begabt. Schulz beherrscht das intellektuelle Podium ebenso wie den hemdsärmligen Auftritt auf der Straße, die aggressive, polternde Rede im Parlament ebenso wie das diplomatische Einfädeln komplizierter Kompromissbildungen.

Er verfügt aus seinen langen Jahren als EU-Parlamentarier und Parlamentspräsident über gute Kontakte in Europa. Schulz ist es in beharrlicher Arbeit gelungen, nicht zuletzt weil er stets geschickt hinter den Kulissen agierte, das Europäische Parlament politisch aufzuwerten – seine wohl größte und in Deutschland am meisten unterschätzte Leistung. Dieses Interesse an der internationalen Arbeit wird sich wohl in der Friedrich-Ebert-Stiftung bemerkbar machen, die sich außenpolitisch mehr profilieren soll. Das wird nicht reibungslos gehen. Die Finanzen der Stiftung sind an die Erfolge der SPD bei Bundestagswahlen gekoppelt – deshalb steht dort ein Sparkurs an.

Stefan Reinecke

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