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In Erinnerung an BukowskiZum Geburtstag was Heftiges

Am 16. August wäre Charles Bukowski 100 geworden. Das Berliner Magazin „Drecksack“ hat dem Undergroundpoeten eine Sonderausgabe gewidmet.

Leben in Los Angeles, als fotografische Bukowski-Würdigung im aktuellen „Decksack“ Foto: Michael Dressel

Berlin taz | Zu behaupten, dass Charles Bukowski Literaturzeitschriften besonders geschätzt hätte, wäre glatt gelogen. Die meisten Hefte ödeten ihn an oder er war (in frühen Jahren) beleidigt, weil er ihnen Texte anbot und keine Antwort bekam. So schrieb Bukowski in seinem Essay „Die Minipresse in Amerika“ über derlei Publikationen: „Viele dieser Magazine werden von lahmarschigen Jungs gegründet, die absolut kein Durchhaltevermögen haben und zum ersten Mal in ihrem Leben etwas ohne Mutti auf die Reihe kriegen wollen und sich in Tesafilm, Gin, banalen Geschichten, unrealistischen Liebesgeschichten, Manien, Skandalen, Politik, fickenden Hunden im Vorgarten, Jazz, dem ersten Joint und weiß Gott noch was alles verstricken und worauf Gott – und ich – getrost scheißen.“

An anderer Stelle urteilte der alte Knurrer aus L. A.: „Literaturmagazine sind wie eine Dose Thunfisch. Und hat man das Zeug mal verdaut, ist es schnell wieder vergessen. Die meisten dieser Magazine werden von verzweifelten jungen Männern oder alten Lesben herausgegeben. Aber was verstehen die von Kunst? Genau. Gar nichts.“

Letzteres Zitat kann man jetzt auch nachlesen – in einer Literaturzeitschrift, die so gänzlich unlahmarschig daherkommt. Der Drecksack sieht sich dem literarischen Underground verpflichtet, schon der Untertitel („Lesbare Zeitschrift für Literatur“) hätte Bukowski vermutlich gefallen. Das Magazin gibt es seit knapp 10 Jahren, herausgegeben wird es vom Berliner Autor und Fotografen Florian Günther.

Am 16. August wäre Bukowski 100 geworden, deshalb ist die neueste Ausgabe ganz ihm gewidmet. Denn für Günther und die Autorinnen und Autoren seines Hefts hat der 1994 verstorbene Dirty Old Man eine besondere Bedeutung, stand er doch seit jeher für eine lebens- und alltagsnahe, nichts beschönigende, oft auch spontane Literatur wider den Gestus der hochgeistigen Kunst.

Der Drecksack Nummer 41 ist eine lesenswerte Hommage an Bukowski geworden. Er enthält kleine Gedichte, Miniaturen, literarische Analysen, Mailwechsel und jede Menge Anekdoten – bei einem Typen wie Bukowski besonders spannend. So beschreibt Fotografin Signe Mähler, wie sie Bukowski 1977 besuchte, mit ihm in einem VW über den Hollywood Boulevard düste und essen ging („Ich hatte ja schon ein paar Fotos von ihm gesehen, aber in Wirklichkeit war sein Gesicht wie eine Landschaft“). Thomas Kapielski und Michael Schulte schreiben über die legendäre Hamburg-Lesung Bukowskis 1978 und welche Spuren sie in ihren Biografien hinterlassen hat.

Die meisten Texte sind in diesem Sinne auch eher persönliche Erinnerungen und Annäherungen an Bukowski – was in dem Falle sehr gut passt. Schließlich war für viele die Lektüre seiner Texte eine Art Erweckungserlebnis à la: „Oh, so kann Literatur auch sein.“

In einem Text von Roni, dem Vorsitzenden der Charles-Bukowski-Gesellschaft (ja, so etwas gibt es), erfährt man dagegen aus zweiter Hand, wie das war mit Charles Bukowski und dem Cunnilingus. Roni berichtet von einer Unterhaltung mit dessen Ex-Geliebter Linda King, die ihm diese Praxis in fortgeschrittenem Alter beigebracht haben will: „I put a lot of tricks into the old dog.“

Welche Tricks er beim Schrei­ben draufhatte, analysiert Frank Schäfer in seinem Essay „Das Geklapper“. Warum kommt das Schreiben bei Bukowski so leicht rüber und ist dabei doch alles andere als leicht? Schäfer, ein Bukowski-Kenner (in diesen Tagen erscheint auch mit „Notes on a Dirty Old Man. Charles Bukowski von A bis Z“ ein neues Buch von ihm), erklärt, wie Bukowski oft mit Trial and Error gearbeitet und zudem versucht hat, das Schreiben nicht immer allzu ernst zu nehmen. Im Interview von Florian Günther mit Benno Käsmayr (deutscher Verleger Bukowskis) erfährt man dazu mehr.

Toll sind die Miniaturen und Gedichte, zum Beispiel „Bukowski vs. Flaubert“ von Silke Vogten oder die allesamt stark von Bukowski beeinflussten Kurzgedichte von Florian Günther, Franz Dobler, Jerk Götterwind und Katrin Schings. In manchen Texten – wie dem von Todd Moore und Clint Lukas – klingt für meinen Geschmack zu viel Ehrerbietung und Vergötterung durch. Ersterer tut so, als könne es kein anderer Autor auf Erden mit Bukowski aufnehmen. Letzterer erinnert sich an eine Begegnung mit Bukowskis Tochter Marina in Berlin – eigentlich ein lesenswertes Stück, aber darin stehen auch Sätze wie: „FUCK. Du sitzt hier wirklich mit seiner Tochter. Der echten, leibhaftigen Tochter von Charles Bukowski.“

Das erinnert dann doch eher an einen angestaubten Geniekult. Wenn wir schon beim Meckern sind: Eine jüngere Stimme oder ein/e Autor/in jenseits des Bukowski-Fankreises hätten der Ausgabe gut getan. Etwas mehr Beef und Widerspruch!

Wie die Faust aufs Auge passen die großartigen Fotografien von Michael Dressel, mit denen die Ausgabe (überwiegend) bebildert ist. Seine Bilder sind alle innerhalb der vergangenen vier Jahre in Downtown L. A. und am Hollywood Boulevard aufgenommen. Auf dem Cover des Drecksacks ist dann auch nicht Bukowski zu sehen, sondern ein älterer Typ in Anzug, der den Fotografen an den Style Henry Millers oder Bukowskis erinnert hat.

Ein Blick auf die Fotos reicht aus, um zu verstehen, dass Bukowski uns auch heute noch sehr viel zu sagen hat.

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2 Kommentare

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  • Ok. Dann Schaugnmer mal. Dann lesenmers Schonn.

    kurz - Helzrichen Happy Birdsday Gwücklunsch - Altes Schlachtroß.



    Whereever you are.

    unterm —-& Scheiß auf - Die 🌍 —- Newahr.



    www.welt.de/kultur...der-Achtziger.html



    Normal. Auch wenn tazis diese Fischeinwickelgazette goutieren 🤮



    Wie gesagt - “Scheiß drauf“ - So fare