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„Volle Breitseite“ für Kisch & Co

Eine Ausstellung in der ngbk in Kreuzberg zeigt noch bis Mittwoch Plakate von SchülerInnen, AktivistInnen und KünstlerInnen, die sich solidarisch mit dem räumungsbedrohten Buchladen in Kreuzberg zeigen

Von Peter Nowak

„Friede den Bücherwürmern – Kampf den Miethaien“, lautet die Parole auf einem der Plakate, die aktuell in der ngbk – der neuen gesellschaft für bildende kunst – in der Oranienstraße in Kreuzberg zu sehen sind. Die dortigen Ausstellungen haben immer einen politischen Hintergrund – und die aktuelle mit dem Titel „Volle Breitseite“ hat für die Galerie eine besondere Dringlichkeit. Denn letztes Jahr ist die Immobilie selbst an einen Fonds aus Luxemburg verkauft worden. Seitdem fürchten die MieterInnen – neben der nbgk der Buchladen Kisch & Co, das Werkbundarchiv-Museum der Dinge, das Architekturbüro kleyer.koblitz und das Yogastudio Jivamukti – die Verdrängung aus Kreuzberg. Der Buchladen Kisch & Co ist seit dem 31. Mai ohne Mietvertrag (taz berichtete). „Die Vermieter haben ein unmögliches Knebelangebot – verbunden mit Verschwiegenheitsklauseln – zur Verlängerung vorgelegt. Mit diesem hätte der Buchhandel sich verpflichtet, die Räume zum Ende des Jahres zu verlassen“, erklärt ein Aktivist der berlinweiten Kampagne „Kisch & Co bleibt“.

Die Ausstellung „Volle Breitseite“ ist ein Teil des Kampfes für den Erhalt des Buchladens und des Kulturstandortes in dem Gebäude. Die rund 80 Plakate zeigen die Bandbreite der Unterstützung. Einige haben SchülerInnen gefertigt, die dort schildern, wie wichtig Bücher für sie sind. Die räumungsbedrohte Kreuzberger Kiezkneipe Meuterei hat ebenso ein Plakat beigesteuert wie das am 7. August geräumte Neuköllner Syndikat. Die gentrifizierungskritische Initiative kunstblock and beyond dokumentiert auf ihrem künstlerisch gestalteten Poster aktuelle Gentrifizierungsprozesse in Kreuzberg.

Viele der PlakatkünstlerInnen wollen anonym bleiben. Das gilt auch für die ZeichnerInnen des Fonds, der das Gebäude gekauft hat. Doch auf einem Plakat sind die Gesichter von zwei Frauen zu sehen. Darunter steht: „Wir sind Kirsten und Sigrid Rausing. Wir lassen gerade den Buchladen Kisch & Co räumen“.

Die Ausstellung ist noch bis zum 19. August von 12 bis 18 Uhr in der nbgk zu sehen. Am Mittwoch den 26. August findet ab 18.30 Uhr die fünfte Solidaritätskundgebung vor dem Buchladen statt. Eingeladen ist auch Christroph Trautvetter, der für die Rosa-Luxemburg-Stiftung über die verschlungenen Eigentümerstrukturen in Berlin forscht.

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