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Unplugged am Strand

In Hamburg treffen die deutschen Top-Frauen-Teams im Beachvolleyball aufeinander. Für die Olympiasiegerinnen Kira Walkenhorst und Laura Ludwig kam im Achtelfinale das Aus

Von Christian Görtzen

Zwischen damals und derzeit liegen erlebnistechnisch Welten. Als vor etwas mehr als einem Jahr die Beachvolleyball-WM in Hamburg im Tennisstadion am Rothenbaum ausgetragen wurde, entwickelte sich die Veranstaltung fix zu dem Szene-Tipp der Stadt. Dicht hintereinander standen die Menschen in Warteschlangen von mehr als 100 Metern vor den Einlasskontrollen. Es dauerte so einige Zeit, bis man drinnen war, wo die Stimmung förmlich überzuschäumen schien.

Überdrehte Discjockeys ließen ihre Musik laut wummern, Animateure trieben das Publikum an, das folgsam im Stakkato die Klatschpappe in die hohle Hand schlug. Und die Zuschauer lagen sich auf den Tribünen in den Armen, als die Hamburger Julius Thole und Clemens Wickler es bis ins Endspiel schafften. Corona – das war für die meisten damals nur eine Biermarke aus Mexiko.

Beim Top-Team-Turnier der Frauen, das am vergangenen Wochenende ebenfalls in Hamburg ausgetragen wurde, wirkte vieles wie eine Zeitreise zurück zum Ursprung der Sportart. Aufgrund der Corona-Auflagen wurde das Turnier am Olympiastützpunkt im Stadtteil Dulsberg ausgetragen. Warum hätte man auch wieder ins Stadion an der Hallerstraße gehen sollen? Zuschauer waren ohnehin nicht zugelassen.

Und so war beim Turnier jedes Abklatschen der Spielerinnenen untereinander, jedes „Los jetzt“, jedes freudige „Ja!“ bei einem Punktgewinn und selbst das Nachspannen der im Sand verankerten Seitenlinien klar zu vernehmen. Am „Beach Hamburg“ war es Beachvolleyball unplugged.

Aber was sollen sie auch machen, die Spielerinnen, Spieler und Veranstalter? Allesamt sind sie schon heilfroh darüber, dass überhaupt wieder Turniere stattfinden. Jenes in Hamburg war eines der Serie „Road to Timmendorfer Strand“. Nördlich von Lübeck finden vom 4. bis 6. September die Deutschen Meisterschaften statt. Ob dann vor Publikum gebaggert, gepritscht und geschmettert werden darf, ist noch fraglich.

„Wir gehen davon aus, dass maximal 500 Leute auf dem Eventgelände sein dürfen“, sagte der DVV-Beachvolleyball-Sportdirektor Niclas Hildebrand am Mittwoch in einer Presserunde am Oympiastützpunkt. „Die Situation ist weiter ernst. Wir wollen auf keinen Fall etwas riskieren.“

Mit dem jetzigen Turnier in Hamburg hat Beachvolleyball nicht nur einen weiteren Schritt auf dem langen Weg zu alter Normalität vollzogen, auch das zweite Ziel wurde erreicht: Aufmerksamkeit für diese Sportart.

Vieles wirkte wie eine Zeitreise zurück zum Ursprung der Sportart

Eine glückliche Fügung bei der Auslosung des Frauen-Turniers hatte ihren Teil dazu beigetragen. Die Olympiasiegerinnen von Rio de Janeiro 2016, Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, trafen in der ersten Gruppenphase aufeinander. Das erste Duell der beiden seit dem Goldcoup an der Copacabana endete mit einer Überraschung: Walkenhorst gewann mit ihrer erst 18 Jahre alten Partnerin Anna-Lena Grüne mit 21:18, 21:23 und 18:16 gegen Ludwig und Margareta Kozuch. „Ich bin nicht überrascht“, bemerkte Ludwig über den starken Auftritt von Walkenhorst, die im Januar 2019 wegen ihrer Rückenprobleme schon die Karriere beendet hatte: „Kira ist Kira, die weiß, wie man spielt.“

Nicht nur das – schon deren Suche nach einer Teamkollegin war nach dem Motto „gewusst wie“ abgelaufen. Walkenhorst hatte Mitte Juli für ihr Comeback-Vorhaben in den sogenannten sozialen Medien einen öffentlichen Aufruf gestartet, mit „player wanted“ war dieser überschrieben. Das große Talent Grüne meldete sich. Es gelang ein Traumstart – der Sieg beim Turnier in Düsseldort brachte dem Duo das DM-Ticket ein.

Dass in Hamburg das Aus im Achtelfinale kam, genauso wie für Ludwig/Kozuch, fasste Walkenhorst mit Gelassenheit auf. „Man muss da realistisch sein: Nach vier Wochen Training kann ich noch nicht von mir erwarten, dass ich die ganze Zeit das Top-Niveau wie gegen Laura halten kann“, sagte sie. Ein erneutes Aufeinandertreffen mit ihrer langjährigen Teamkollegin Laura könnte es übrigens schon bald geben – bei der DM in Timmendorfer Strand.

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