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das portraitWird belangt, weil sie Kirchenasyl gewährt: Äbtissin Mechthild Thürmer

Foto: Abtei Maria Frieden

„Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ Auf Papst Leo XIII. geht diese Losung zurück – Mutter Mechthild Thürmer aber füllt sie mit Leben. Bereits 30 Personen gewährte die Äbtissin des oberfränkischen Klosters Maria Frieden Kirchenasyl. Jetzt droht ihr das Amtsgericht Bamberg mit einer „empfindlichen Freiheitsstrafe“. „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“, wird der 62-jährigen Benediktinerin in dem entsprechenden Strafbefehl zur Last gelegt. Die Geldstrafe über 2.500 Euro aber ist die Ordensfrau nicht bereit zu zahlen, denn einer Schuld ist sie sich nicht bewusst.

Im Herbst 2018 hatte Thürmer einer Asylbewerberin aus Eritrea Schutz geboten, die nach Italien „rückgeführt“ werden sollte. Dort wurde die Geflüchtete zuerst registriert. Der Äbtissin zufolge wäre die Frau dadurch von ihrem Mann getrennt worden, der in Deutschland bereits als Asylbewerber anerkannt sei. Die beiden hätten ein gemeinsames Kind. „Ja, und wie steht es hier denn um den im Grundgesetz garantierten Schutz der Familie?“, fragte Thürmer in der Süddeutschen Zeitung.

Eine für den 31. Juli angesetzte Gerichtsverhandlung wurde kurzfristig abgesagt. Weitere Verfahren gegen Thürmer sollen nun abgewartet werden, um sie gemeinsam zu verhandeln. Womöglich auch der Fall einer Kurdin, die gegenwärtig in Maria Frieden untergekommen ist und der die Abschiebung nach Rumänien droht. Im Jahr 2018 wurden die Regeln für das Kirchenasyl verschärft. In weniger als zwei Prozent der Fälle nimmt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ein Asylverfahren auf. Geflüchtete, die unter die Dublin-Verordnung fallen, müssen jetzt 18 statt sechs Monate im Kirchenasyl ausharren, um vor einer Abschiebung sicher zu sein.

Mutter Mechthild aber, die bayrische Gegenspielerin zu Horst „69 Abschiebungen zum 69. Geburtstag“ Seehofer, lässt sich auch von juristischen Konsequenzen nicht einschüchtern: „Als Christin stehe ich in der Pflicht, Menschen in der Not beizustehen. Ich verstehe nicht, warum ich dafür jetzt bestraft werden soll.“ Für die Ordensschwester ist das Kirchenasyl eine jahrhundertelange Tradition und eine Gewissensfrage. Sie will, dass das Bamf die Fälle der Geflüchteten von Maria Frieden erneut prüft. „Sie wurden verfolgt, gefoltert, vergewaltigt oder zum Kriegsdienst gezwungen. Deshalb sind sie geflüchtet.“

Thürmer, 1958 in Allersdorf geboren, trat nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester zwanzigjährig dem Kloster in Kirchschletten bei. Als Religionslehrerin unterrichtet sie seit den Achtzigerjahren an verschiedenen Schulen. Im Jahr 2011 dann wurde sie von ihren Mitschwestern, die größtenteils von den Philippinen und aus Japan stammen, zum Oberhaupt ihres Klosters gewählt. Als Äbtissin bekleidet sie das höchste Amt, das Frauen im Katholizismus zur Verfügung steht. Der Wahlspruch, den sie sich zum Amtsantritt gegeben hat: „In Liebe und Treue“. Stefan Hunglinger

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