Studie zum Rückgang von Wanderfischen: Barrieren stören Störe
Bestände wandernder Süßwasserfischarten sind in Europa um 93 Prozent geschrumpft. Vor allem menschengemachte Barrieren tragen dazu bei.
Insgesamt wurden 1.400 Bestände untersucht. Wandernde Fische legen zum Laichen weite Strecken zurück und leben zeitweise auch im Meer. Für den drastischen Rückgang gebe es eine Hauptursache, heißt es beim WWF: Viele Gewässer werden immer mehr zugebaut. „Mindestens eine Million Barrieren hindern Europas Flüsse am freien Fließen“, erklärt WWF-Süßwasserexperte Philipp Wagnitz.
Bei der Frage, warum die Zahl gerade in Europa so hoch ist, müssten noch mehr Daten erhoben werden. „Wir können vermuten, dass solche Barrieren in Europa häufiger vorkommen“, sagt Wiebke. Wasserkraftwerke, Dämme, die vor Überschwemmung schützen sollen – alles Barrieren, die Fische daran hindern, zum Beispiel ihre Laichplätze zu erreichen. Auch Fischereien würde dazu beitragen, die Lage weiter zu verschärfen.
Fischökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei bewertet diesen Einfluss aber als gering: „Bei Wanderfischen ist die Fischerei schon längst zusammengebrochen.“ Vielmehr sieht auch er das Problem in der Bebauung: „Es ist ein Problem, dass wir weiterhin Wasserkraft fordern“, sagt er. Auch der WWF ist gegen den Bau neuer Wasserkraftanlagen, erneuerbare Energiequellen wie Solar und Wind sollten stärker gefördert werden.
Lebensräume zurückerobern
Es gibt auch Lichtblicke. Am Rhein wurden im Rahmen des Projekts „Lachs 2000“ Wanderbarrieren entfernt oder angepasst, sodass Fische sie durchqueren können. Lachse und andere können so zurückkehren. Auch in der USA zeigt sich, dass solche Maßnahmen wirken. In Maine wurden im Penobscot River etwa 3.200 Kilometer freigelegt. Im folgenden Frühlung stieg die Zahl der Heringe von ein paar Hundert auf fast zwei Millionen an.
Wolter betont regionale Unterschiede: „Es wäre falsch, alle Gewässer mit dem gleichen Methodenbaukasten zu überziehen.“ Was in Kanada funktioniert oder am Rhein, gilt zum Beispiel nicht zwingend für die Havel.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss