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Mit dem Schutzmann ums Eck

Grüne, SPD und CDU in Altona fordern, weiterhin polizeilich gegen das Massencornern vorzugehen

„Verluste müssen eben, um den Frieden im Viertel zu wahren, hingenommen werden“

Kaja Steffens, Schatzmeisterin CDU-Fraktion Altona

Von Laura Strübbe

Am vorvergangenen Wochenende wurde für die Sternschanze ein Alkoholverkaufsverbot ausgesprochen. Das zeigte auch schnell Wirkung. Berichte der Polizei sprechen dafür, dass sich schon am vorvergangenen Wochenende deutlich weniger Menschen versammelten. Am vergangenen Wochenende war es aber wohl auch das schlechte Wetter, das dafür sorgte, dass große Menschenansammlungen ausblieben.

Aufs Wetter wollen sich Politiker*innen der Grünen, SPD und CDU in Altona aber in Sachen Infektionsschutz nicht verlassen und fordern nun gemeinsam eine Unterstützung der Stadt beim Vorgehen gegen dicht gedrängte Menschengruppen beim Cornern.

Die Polizei müsse flexibel handeln dürfen, sagt Grünen-Abgeordneter Holger Sülberg. Die Zahl der Orte, an die die Menschen nun zum Cornern auswichen, sei überschaubar. Meist sammelten sie sich unweit der Plätze, wo für die angrenzenden Kioske ein Alkoholverkaufsverbot ausgesprochen wurde. Diese Orte müsse die Polizei auch im Blick haben, sagt Sülberg. Da viele Kiez-Kneipen geschlossen haben, drängten sich die Menschen an anderen Orten.

Das Cornern wird nicht erst seit Corona als Problem gesehen. Beschwerden von Anwohner*innen häufen sich schon seit Jahren auf dem Tisch von Kaja Steffens, Schatzmeisterin der Altonaer CDU-Fraktion. Sie hofft, dass sich Bezirkspolitiker*innen nun endlich einen Ruck geben, gerade jetzt, wo sich die Lage durch die Pandemie zuspitzt. Anwohner*innen hätten Angst vor die Haustür zu gehen, so groß schätzten sie die Gefahr ein, sich mit dem Coronavirus anzustecken.

Verständnis für die heranwachsenden Jugendlichen, die einen extremen Wandel in ihren Gewohnheiten erleben müssen, hat Steffens dennoch. „Es ist möglich, dass sich einiges Bahn bricht, doch das darf keine Entschuldigung sein.“ Wenn dazu noch Alkohol fließe, vergesse man die gegenseitige Rücksichtnahme schnell.

Dazu soll es mit dem Alkoholverkaufsverbot nicht mehr kommen. Dieses solle nicht nur Kioske betreffen, sondern müsse auch für Supermärkte gelten, sagt Steffens. „Verluste müssen eben, um den Frieden im Viertel zu wahren, hingenommen werden.“ Worauf die Kioskbetreiber*innen verzichten müssten, das komme im Gegenzug den Restaurantbesitzer*innen in der Sternschanze zugute, hofft Steffens.

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