piwik no script img

Umstrittene Geschäfte in ZentralafrikaDeutscher Griff auf Kongos Gold

Eine deutsche Bergbaufirma soll Kongos Staatsanteile an einigen der wichtigsten Goldminen übernehmen. Kritiker sprechen von einem „Ausverkauf“.

Betroffen ist auch ein Teil der Goldmine Kibali, eine der größten Afrikas Foto: Pete Jones / reuters

BRÜSSEL taz | Ein deutscher Unternehmer steigt in den Goldbergbau der Demokratischen Republik Kongo ein. Kongos Kabinett behandelte vorvergangene Woche den Einstieg der Firma AJN Resources in die staatliche Goldminengesellschaft Sokimo (Société Minière de Kilo-Moto), die über Schürfrechte von rund 80.000 Quadratkilometern in den Provinzen Ituri und Haut-Uélé im Nordosten Kongos verfügt – das größte Goldrevier Afrikas.

AJN Resources, an den Börsen von Frankfurt und Toronto als „Junior-Explorationsunternehmen“ gelistet, unterzeichnete am 18. Januar mit Sokimo eine Absichtserklärung zur Gratisübernahme der Sokimo-Anteile an den Goldminen Kodo, Giro Goldfields, Wanga, Nizi und Kibali-Süd: 13 Lizenzen auf 3.801 Quadratkilometern mit geschätzt sechs Millionen Unzen Goldvorkommen. Wert: 9,6 Milliarden US-Dollar.

AJN soll im Gegenzug an den Kapitalmärkten mindestens 20 Millionen kanadische Dollar (13 Millionen Euro) auftreiben, um Sokimo zu rekapitalisieren. Sokimo ist, wie die meisten kongolesischen Staatsbetriebe, faktisch pleite: Nach Regierungsangaben hält es 114,8 Millionen US-Dollar Schulden und schuldet seinen rund 1.000 Angestellten 83 Monate Gehalt.

Geschäftsführer und Präsident von AJN Resources ist der 61-jährige Deutsche Klaus Peter Eckhof, den eine Schweizer Webseite als „Stargeologe“ preist und über den der Fachdienst Der Aktionär schreibt: „Er wird für seine aussichtsreichen Minenprojekte geschätzt.“

„Ausverkauf“? Quatsch, sagt Eckhof

Im Kongo schlägt das Goldgeschäft hohe Wellen. Politiker in Ituri sind dagegen, Nichtregierungsorganisationen haben in der Allianz „Kongo steht nicht zum Verkauf“ am 25. Juni die Regierung aufgefordert, es zu stoppen.

Das Aktivistenbündnis Cogep (Coalition pour la Gouvernance des Entreprises Publiques du secteur extractif), das für Transparenz im Rohstoffsektor eintritt, verlangte schon im Februar, den AJN-Deal zu annullieren: Er sei ein „Ausverkauf“ und ein Bruch des Minengesetzes, das eine öffentliche Ausschreibung für Bergbaurechte vorschreibt. Zwar werde Sokimo zum 60-Prozent-Mehrheitseigner von AJN, aber sobald AJN Kapital aufnehme, sei das vorbei.

Eckhof weist gegenüber der taz den Vorwurf des Ausverkaufs zurück. „Cogep scheint leider nicht zu verstehen, was die neue kongolesische Regierung vorhat“, teilt er auf Anfrage mit. „Sokimo verkauft nichts.“ AJN werde die Goldförderung finanziell anschieben und damit Einnahmen für Sokimo generieren.

„Nach rund 50 Jahren am Rande des Bankrotts und vielen Jahren Zahlungsunfähigkeit wird das Geschäft mit AJN Sokimo Zugang zu internationalen Märkten, Wertschöpfung und Schuldenzahlung ermöglichen. Am Ende ist es besser, 10 Prozent von etwas im Wert von 500 Millionen Dollar zu besitzen, als 30 Prozent von etwas, was vielleicht nur 4 bis 5 Millionen Dollar wert ist und jeden Tag Geld kostet. Sokimo ist der größte Anteilseigner von AJN und AJN ist bestrebt, dass es so bleibt.“

Geschäfte mit dem Kabila-Clan

Eckhof ist im Kongo kein Unbekannter. Nach eigenen Angaben ist er seit über zwanzig Jahren im Land aktiv. Er sei einer der wenigen, der Kapital für Minenprojekte akquiriert habe, sagt er: „200 Millionen US-Dollar für Moto Goldmines (heute Kibali), 30 Millionen für Alphamin, 50 Millionen für AVZ, 70 Millionen für Amani.“

Der Fall AVZ Minerals ist spektakulär. Als Geschäftsführer dieser australischen Firma führte Eckhof zwischen 2016 und 2018 die Lithiumminen von Manono in der Provinz Tanganyika – Kongo hält 15 Prozent der weltweiten Vorkommen dieses für Elektroautobatterien sehr begehrten Metalls.

Dieses Geschäft verweist auf enge Beziehungen zwischen Eckhof und dem Umfeld des langjährigen kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila, dem Kritiker korrupte Rohstoffgeschäfte vorwerfen.

Sein jüngerer Bruder, Zoe Kabila, ist Gouverneur der Provinz ­Tanganyika. Dessen Geschäftsfreund Théophas Mahuku, Parlamentsabgeordneter von Manono, fädelte die Rechtevergabe an AVZ Minerals ein. 2016 gingen die Abbaurechte zunächst an eine Firma des Chinesen Min Gui Wei, zugleich Chef der kongolesisch-chinesischen Bergbaugesellschaft Sicomines. Min wurde bald von Cong Mao Huai abgelöst, Geschäftspartner von Klaus Eckhof, der AVZ ins Boot holte.

Cong Mao Huai führte Eckhof auch bei Sokimo ein. 2012 entstand zwischen Sokimo und der „Eckhof Amani Consulting“ das erste Joint Venture Giro Goldfields. Die Eckhof-Firma Moto Goldmines, in den Goldminen Kibali tätig, arbeitete mit einer von Zoe Kabila kontrollierten Zulieferfirma zusammen. Diese kassierte 4,4 Millionen US-Dollar, als Moto seinen Anteil an Kibali an das Bergbauunternehmen Randgold verkaufte.

Entscheidung steht noch aus

Eckhof beschreibt dies als „Gerüchte“ und betont, er arbeite mit Kongos aktueller Regierung zusammen, nicht mit der alten – aber Sokimo-Präsidentin Annie Kithima wurde 2018 von Kabila ernannt, und Kongos Schatz- und Bergbauminister gehören zu seinem politischen Lager.

Eine endgültige Entscheidung im Kongo steht noch aus. Für Streit dürften die Goldminen von Kibali sorgen. Als 2018 Randgold mit der Bergbaufirma Barrick Gold fusionierte und diese den Randgold-Anteil an Kibali übernahm, kritisierte das Sokimo. Jetzt sagt Barrick, Sokimo dürfe seinen Anteil an Kibali nicht eigenmächtig veräußern und hat Eckhof zur Unterlassung aufgefordert. Kibali gehört nur zu 10 Prozent Sokimo; den Rest teilen sich Barrick Gold und Ashanti Gold.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!