: Die Geldbörse bleibt in der Tasche
Konsumforscher haben eine neue Prognose vorgelegt. Die Kaufzurückhaltung hält an
BERLIN taz ■ Die Deutschen wollen einfach nicht shoppen gehen. Der Konsumklimaindex in Deutschland ist zum vierten Mal in Folge gesunken. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) prognostizierte für August gestern einen weiteren Abwärtstrend des Konsumklimaindikators von 3,4 auf 2,9 Punkte. Wegen des anhaltend negativen Trends senkte das Institut seine Konsumwachstumsprognose für 2005 von 0,4 auf 0,2 Punkte.
Grund für die schlechte Binnennachfrage ist lauf GfK das fehlende Vertrauen der Deutschen auf eine verbesserte Lage am Arbeitsmarkt. Außerdem verunsicherten die Debatten um eine mögliche Mehrwertsteuererhöhung und die steigenden Gesundheitskosten den Verbraucher. Zur Berechnung des Konsumklimas befragt die GfK monatlich 2.000 Konsumenten. Die allgemeine Konsumstimmung hängt außerdem von der Entwicklung weiterer Indikatoren ab, die die GfK ermittelt.
So waren die Erwartungen der Befragten in Bezug auf die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten negativ: Der Konjunkturindikator sank im Juli erneut um 2 Punkte auf 15,7. Auch der Index der Einkommenserwartung ist mit 14,8 um 5 Punkte schwächer als im Juli.
Da konnte auch der unerwartet gestiegene Indikator für die Anschaffungsneigung nichts mehr ausgleichen. Die erhöhte Bereitschaft zu größeren Anschaffungen führt GfK-Institutsleiter Klaus Wübbenhorst auf die zu erwartende Teuerung durch die von der Union angekündigte Anhebung der Mehrwertsteuer um 2 Prozentpunkte zurück. Dieser Effekt werde aber bald verpuffen. Für eine nachhaltige Ankurblung des privaten Konsums müsse gegen die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt vorgegangen werden.
Nach einer vor zwei Tagen veröffentlichten Studie des GfK ist die Arbeitslosigkeit ungebrochen das Problem Nummer eins der europäischen Bürger. In Deutschland ist die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust mit 81 Prozent am größten. Es folgen die Sorgen wegen der Rente, der wirtschaftlichen Stabilität und der Preisentwicklung. Ob sich der Konsumindex dieses Jahr noch erholt, hänge von der Stimmung nach den Wahlen ab.
Im Gegensatz zur Stimmung der Konsumenten stieg der Ifo-Index – ein Frühindikator für die deutsche Wirtschaft – am Dienstag überraschend an. Als Ursache sehen Experten die Vorfreude der Firmen auf baldige Steuerentlastungen und die Senkung von Lohnnebenkosten.
SUSANNE GÖTZE
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