: Betriebliche Altersvorsorge geht auch grün
Für die betriebliche Altersvorsorge eignen sich auch nachhaltig aufgestellte Finanzprodukte. Bisher führen grüne Investments bei der Betriebsrente aber noch ein Nischendasein
Weniger betrübliche Altersversorgung durch mehr betriebliche Altersvorsorge: Mit diesem Ziel trat 2018 das „Betriebsrenten-Stärkungsgesetz“ in Kraft. Das darin enthaltene Sozialpartner-Modell erleichtert es Gewerkschaften und Arbeitgebern, im Rahmen von Tarifverträgen Pensionsfonds zu gründen oder andere Formen der Vorsorge anzuschieben.
Eine Garantie für die spätere Rentenhöhe ist damit nun nicht mehr verbunden, und so kann direkt in Aktien und andere Hochrisikoprodukte investiert werden. Auf Dauer, so die Hoffnung der Bundesregierung, könnte sich das auch für die Arbeitnehmer lohnen.
Eine sehr vage Hoffnung, so Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen: „Das Sozialpartner-Modell ist eine Art Phantom, es wurden bisher kaum Tarifverträge zu diesem Thema abgeschlossen.“ Mai mutmaßt über die Gründe dafür: „Vielleicht ist das Thema einfach zu komplex für viele Beteiligte.“
Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht man noch weitere Probleme: „Es gibt leider von der Arbeitgeberseite kein großes Interesse, an das Thema heranzugehen“, so Norbert Reuter, Leiter der Grundsatzabteilung Tarifpolitik. Verhandelt werde zwar schon mit einigen Branchengrößen, etwa mit dem Versicherungskonzern Talanx und dem Energiekonzern Uniper, bisher allerdings ohne Ergebnis.
So wird das Bild bis auf weiteres von den klassischen Instrumenten der betrieblichen Altersversorgung (bAV) beherrscht, die von der Vermittlung einer Lebensversicherung durch den Arbeitgeber über die Leistungen von Pensions- und Unterstützungskassen größerer Betriebe oder Konzerne bis zu Direktzusagen reichen, die aus dem Betriebsvermögen gezahlt werden.
In der Regel stehen hinter den Angeboten Versicherungsriesen wie die Allianz, die das Geld gewinnbringend auf dem Kapitalmarkt anlegen. Der rein renditeorientierte Markt jedoch ist weitgehend blind für soziale, ökologische oder ethische Risiken – dabei bevorzugen drei Viertel der AnlegerInnen Mindeststandards bei staatlich geförderten Rentenprodukten, wie eine repräsentative Umfrage Ende 2018 ergab.
Doch als die Bremer Verbraucherschützer bestehende baV-Angebote unter die Lupe nahmen, fanden sie nur bei einem Viertel konkrete Angaben zum Thema Nachhaltigkeit. Die große Mehrheit lieferte nur nebulöse Informationen oder gab an, sowieso keine konsequenten Standards einzuhalten.
Umso wichtiger wäre ein Erfolg des Sozialpartnerschafts-Modells, denn die Gewerkschaften haben das Thema Nachhaltigkeit auf dem Schirm: „Teil unserer Verhandlungsposition ist ein verbindlicher Kriterienkatalog für die bAV-Angebote, der auf grünes Investment zielt“, so Verdi-Experte Norbert Reuter.
Für die potentiellen KundInnen ist das bAV-Modell aber auch so schon sehr attraktiv, Stichwort: „Entgeltumwandlung“. Dem Arbeitnehmer wird nur ein Teil des Beitrags vom Lohn abgezogen, der Rest summiert sich aus Zugaben des Arbeitgebers und eingesparten Steuern und Sozialabgaben. Werden bei einem Gehalt von 3.000 Euro zum Beispiel 115 Euro für die Betriebsrente angerechnet, stammen davon nur 55 Euro vom Arbeitnehmer.
Die schlechteste Nachricht zum Schluss: Immer weniger Menschen kommen überhaupt in den Genuss dieser Vorteile, denn durch die abnehmende Tarifbindung der Betriebe, vor allem im Osten, schwindet die Grundlage für das gesamte Modell.
Ansgar Warner
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