piwik no script img

corona in hamburg„Wir wollen die Leute vor Lärm schützen“

Foto: Grünenfraktion Altona

Gesche Boehlich 62, ist Fraktionsvorsitzende der Grünen in Altona.

Interview Pascal Patrick Pfaff

taz: Frau Boehlich, warum wollen Sie auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld kein Autokino haben?

Gesche Boehlich: Die Fläche ist ein Nahrungshabitat für Vögel. Derzeit brüten dort Rauchschwalben, die Würmchen und Insekten suchen. Es ist doch klar, dass sie sich in ihrer Brutzeit gestört fühlen, wenn über mehrere Wochen oder Monate dort täglich Autos draufrollen. Die Fläche ist dann hin.

Welche Gründe haben Sie noch, sich gegen das Autokino auszusprechen?

Es gibt in diesem Bereich eine Flüchtlingsunterkunft und den Kielkamp mit der Wohnbebauung. Bei Konzerten sind die Anwohner bereits mit Lärmüberschreitungen konfrontiert gewesen. Deswegen wollen wir die Leute schützen. Es gibt andere feste Flächen, zum Beispiel den Parkplatz Braun. Dort kann man eher mit einem Autokino starten, weil dort niemand drumherum wohnt.

Die Grünen im Senat sind für das Autokino. Ihre Bezirksfraktion nicht. Warum sind Sie sich so uneins?

Die Senatsgrünen beschäftigen sich nicht explizit mit den Flächen, die bei uns Thema sind. Wir wollen keine Autokinos befördern, weil wir es nicht richtig finden, sich zusätzlichen Verkehr in die Quartiere zu holen. Wenn die Grünen im Senat für die Autokinos sind, dann geht es um eine grundsätzliche Ausrichtung. Das sehen wir aber etwas kritischer – und wir dürfen das. Als Bezirksfraktion können wir uns äußern, wie wir es für vertretbar halten. Wir sind in den Bezirken autonom und entscheiden über Baugenehmigungen.

Im Auto ist man gut vor Viren geschützt.

Das ist doch kein Argument für das Autokino. Das Argument für den Virenschutz ist, zu Hause zu bleiben.

Trotzdem ist das Autokino eine kulturelle Einrichtung. Und Sie wollen verhindern, dass Menschen Zugang dazu haben?

Wir wollen Kultur zulassen und sind auch für die Outdoor-Kinos. Aber zu sagen: „Das Autokino ist eine Kultureinrichtung“ – nein. Es ist vielmehr ein Relikt aus den 60er-Jahren, das sich größtenteils überlebt hat. Aufgrund der Coronakrise ist es jetzt gerade mal hochgekommen. Aber es ist keine kulturelle Einrichtung, die Bestand hat oder hier gelebt wird. Wenn die Kinos wieder öffnen, dann sieht das wieder anders aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen