Corona-Pandemie und Tierschutz: Coronavirus bedroht Menschenaffen
Schon Erkältungen, die für uns normal sind, müssen Schimpansen und Gorillas fürchten. Das Coronavirus könnte ihren Tod bedeuten.
25 Experten für Menschenaffen haben einen Brief unterzeichnet, den das Magazin Nature veröffentlichte, darunter Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin und des Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Sie fordern unter anderem, dass der Tourismus zu wildlebenden Großaffen ausgesetzt und die Feldforschung zurückgefahren werden solle, solange der Schutz der Menschenaffen nicht gewährleistet ist.
Gleichzeitig solle dafür gesorgt werden, dass die Arterhaltung maximiert werde und die Einnahmeverluste der betroffenen Länder in Afrika und Asien nicht zu sehr anstiegen. Auch auf die Gefahr von wiederauflebender Wilderei wiesen die Wissenschaftler hin. Dies könne eintreten, wenn die Überwachung der Menschenaffen zu stark reduziert würde. Bisher wurde noch nicht von Übertragungen von Sars-CoV-2 auf Menschenaffen berichtet.
Roman Wittig vom Leipziger MPI ist Leiter eines Schimpansen-Forschungsprojekts an der Elfenbeinküste und ein Unterzeichner des Briefs. Für ihn ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Übertragung des Coronavirus auf Großaffen schwere Konsequenzen hätte, es könne sogar der „Super-GAU“ sein.
Nahe genetische Verwandtschaft
Die Übertragung sei möglich durch die nahe genetische Verwandtschaft und ähnliche Physiologie zum Menschen. Gerade dadurch seien auch die Krankheitsverläufe oft ähnlich, doch für die Affen gravierender. Ein Schnupfen, der beim Menschen nur leichte Symptome auslöse, könne für Schimpansen schon tödlich sein.
2008 wurde erstmals nachgewiesen, dass Menschen Viruskrankheiten auf wildlebende Schimpansen übertragen können und diese bei ihnen deutlich häufiger tödlich verlaufen. Im Jahre 2016 wiederum berichtete ein wissenschaftlicher Artikel von der Übertragung des humanen Coronavirus (HCoV-OC43) auf eine Gruppe wildlebender Schimpansen.
Fehlende Immunität
Auch die fehlende Immunität von Menschenaffen gegen Krankheiten, mit denen der Mensch vertraut ist, spiele hier eine Rolle. Wittig nennt als vergleichbares Beispiel das Sterben der amerikanischen Ureinwohner, ausgelöst von Krankheiten, welche die europäischen Eroberer einschleppten.
Durch die Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Großaffen sei die Möglichkeit gegeben, dass ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auch bei ihnen wirken könne. Allerdings sei die Verabreichung der Medizin bei wildlebenden Tieren sehr schwierig.
Immerhin gibt es erste Schutzmaßnahmen
Der Forscher beobachtet, dass der Tourismus in einigen Ländern Afrikas bereits eingeschränkt wurde: Der Gorilla-Tourismus in Gabun sei bereits gestoppt worden, dazu müssten Wildhüter vor Betreten der Affenterritorien eine 14-tägige Quarantäne absolvieren. Wittig sagt, „die Schutzbedürftigkeit der Tiere wurde dort klar erkannt“.
In einem 2017 veröffentlichten Report wurde festgestellt, dass von 504 Primatenarten auf der Welt ungefähr 60 Prozent in ihrer Existenz bedroht waren. Bei knapp 75 Prozent aller Arten waren die Populationszahlen rückläufig.
Wittig nennt als Beispiel den Westafrikanischen Schimpansen, dessen Population in einem Zeitraum von 20 Jahren um 80 Prozent zurückgegangen ist. Eine besondere Gefahr für Menschenaffen sei in Afrika die Wilderei. Die Affen würden für ihr Fleisch gejagt, um ihre Jungtiere weiterzuverkaufen oder um traditionelle Medizin herzustellen. Um gegenzusteuern, müsste man die Illegalität der Wilderei verdeutlichen, die Affen besser beschützen und der Bevölkerung andere Einkommensmöglichkeiten bieten.
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