Tierparks in der Coronakrise: Wer bezahlt das Futter?
Den Parks fehlen die Einnahmen durch Eintrittsgeld, die Kosten für Verpflegung bleiben. Ein Park gibt seine Tiere jetzt bei Freiwilligen in Pflege.
Dort leben derzeit 250 Wildtiere, darunter zwei Wolfsrudel, Elche und Luchse. Sie müssen auch gefüttert und versorgt werden, wenn keine Besucher da sind. Mit Hilfskrediten komme sie nicht weiter, sagt Heyter – das würde eine Schließung des Wildparks nur hinauszögern. „Ich schlafe gerade nicht gut. Zum ersten Mal in 24 Jahren Wildpark habe ich Angst, dass es nicht weitergeht.“
Auch Jan Tayeb, Geschäftsführer des Wildparks Johannismühle, hat noch Rücklagen für die kommenden vier bis sechs Wochen – mehr nicht. „Zwischen Ostern und dem Ende der Sommerferien machen wir sonst unsere Jahreseinnahmen“, sagt er. Die Ferienwohnungen auf dem Gelände darf er aber jetzt nicht vermieten, Besucher dürfen auch nicht mehr in den Park mit Braunbären, Wildpferden und Wisenten kommen.
Die Kosten für Personal, Futter und Strom liefen aber weiter, auch wenn die halbe Belegschaft schon in Kurzarbeit sei. Was helfen kann? „Das ist die große Frage. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir mit einer Ausnahmeregelung wieder öffnen dürfen“, sagt er. Auf der Homepage des Parks ruft er zu Futter- und Geldspenden auf, um seinen Park zu erhalten.
Wie den Parks geholfen werden kann, sei von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, sagt Jens Kämmerling, Vorsitzender des Landeszooverbands Brandenburg und Direktor des Tierparks Cottbus. „Dem einen ist mit Krediten vielleicht geholfen, anderen bringt das nichts“, erklärt Kämmerling. In dem Verband haben sich 19 Tier- und Wildparks in Brandenburg zusammengeschlossen, ein nicht unbedeutender Teil davon ist in privater Trägerschaft. Über das weitere Vorgehen werde derzeit noch beraten.
Tiere werden in Pflege gegeben
Der Kindertierpark im Kinder- und Jugenderholungszentrum Frauensee (KiEZ) in Heidesee (Dahme-Spreewald) setzt derweil auf eine pragmatische Lösung und gibt seine rund 100 Tiere vorübergehend in Pflege. So können Personalkosten gespart werden, sagt Geschäftsführerin Nora Runneck. In dem Park leben vor allem Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen, aber auch Ponys, Ziegen und Schafe. Sie sollen zurückkommen, sobald der Betrieb weitergehen kann.
Für Parks mit großen Tieren und Wildtieren sei so etwas aber keine Option, sagt Kämmerling – sie können nirgends anders untergebracht werden. „Einen Wolf kann man nicht ins Tierheim geben“, sagt auch Imke Heyter vom Wildpark Schorfheide. Von rund 20 Mitarbeitern sind dort nur noch fünf im Einsatz, alle anderen hat Heyter in Kurzarbeit geschickt. Der Park hat nach eigenen Angaben rund 80 000 bis 100 000 Besucher pro Jahr.
Fonds statt Kredite
„Eigentlich ist es grade total schön“, sagt Heyter und erzählt von den vielen jungen Schafen und Ziegen, die gerade geboren wurden. Wirklich freuen kann sie sich aber gerade nicht. 50.000 Euro pro Monat braucht sie für den laufenden Betrieb. Damit es weitergehen kann, hofft sie nun auf Hilfe vom Staat – in Form von Fonds, nicht von Krediten.
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