Irak: US-Bürger und britischer Soldat getötet

Die US-geführte Anti-IS-Koalition reagiert offenbar mit einem Gegenangriff, tötet 26 Kämpfer

Von Jannis Hagmann

Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran hat sich erneut zugespitzt. Zwar hat es in den vergangenen Wochen zahlreiche Raketenangriffe auf US-Stellungen im Irak gegeben, doch erstmals sind am Mittwoch zwei US-Bürger, darunter mindestens ein Armeeangehöriger, und ein britischer Soldat getötet worden. Laut einem Statement der US-geführten Militärkoalition gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) wurden weitere 12 Angehörige der Koalition verletzt, als etwa 18 Raketen auf dem Stützpunkt Tadschi, rund 15 Kilometer nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad, einschlugen.

„Die für die Angriffe Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, twitterte US-Außenminiser Mike Pompeo. Wie bei früheren Angriffen hat sich allerdings niemand dazu bekannt. Doch fällt der Verdacht auf die im Irak aktiven proiranischen Milizen Haschd al-Schaabi.

Sowohl der irakische Präsident Barham Salih als auch der amtierende Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi verurteilten den Angriff. Abdel Mahdi versprach, die Verantwortlichen würden festgenommen. Nach Angaben des Senders Al Jazeera war es der 22. Angriff auf US-Einrichtungen im Irak seit Ende Oktober.

Wenige Stunden nach dem Angriff beschossen Kampfjets im syrisch-irakischen Grenzgebiet Stellungen Iran-treuer Milizionäre, bei denen 26 Kämpfer getötet wurden, wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Sie wertete die Angriffe, die sich auf syrischem Staatsgebiet ereigneten, als Vergeltungsaktion für den Raketenangriff auf Tadschi.

Die Vorfälle erinnern an die Eskalation des Konflikts vor wenigen Wochen. Ende Dezember war ein US-Bürger bei einem Angriff getötet worden, woraufhin die Koalition mit einem Vergeltungsschlag reagierte, bei dem mehr als zwanzig Menschen starben. Wenige Tage später töteten die USA per Drohnenangriff den einflussreichen iranischen General Qasim Soleimani, der den Aufbau der Iran-treuen Milizen im Irak vorangetrieben hatte, sowie den irakischen Milizen-Führer Abu Mahdi al-Muhandis. Die Haschd-Milizen sowie das irakische Parlament forderten daraufhin den Abzug der internationalen Truppen aus dem Irak. Die USA haben jedoch weiterhin rund 5.000 Soldaten im Irak stationiert.

Auf der am Mittwoch angegriffenen Militärbasis sind auch rund 50 deutsche Soldaten stationiert. Es habe unter ihnen jedoch keine Verletzten gegeben, teilte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos mit.

Der Irak befindet sich in einer schweren politischen Krise. Das Land ist zwischen dem Einfluss der Regionalmacht Iran und dem der USA gefangen. Gleichzeitig setzt eine Protestbewegung die Führung unter Druck. Sie fordert eine Neuwahl und eine Ende des Konfessionalismus im Irak. Abdel Mahdi hat im Dezember seinen Rücktritt angekündigt, doch konnten sich die mächtigen Parteien des Landes noch nicht auf einen Nachfolger einigen.