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Fairer Handel bei Computermäusen60.000 faire Mäuse

Baden-Württemberg setzt ein Zeichen für mehr Fairness und Transparenz bei IT-Produkten – und vergibt einen Großauftrag an Nager IT.

Faire Mäuse braucht das Land: Großauftrag für Nager IT in Baden-Württemberg Foto: Nager IT

Berlin taz | Für das kleine Elektronik-Start-Up Nager IT aus dem bayerischen Weilheim ist das ein echter Coup: Sie konnte einen Großauftrag der Baden-Württembergischen Landesverwaltung einfahren. Sie bestellte in einem Rahmenvertrag 60.000 fair produzierte Computermäuse; vor allem Polizisten und Finanzbeamten werden mit ihnen arbeiten. Bis 2024 werden die Mäuse geliefert – das ist mit einem Schlag fast doppelt so viel, wie bislang überhaupt verkauft wurden.

Seit 2012 produziert Nager IT die faire Maus. Damit will das kleine Projekt beweisen, dass es auch in der Elektronik- und IT-Branche möglich ist, Verantwortung für gute Arbeitsbedingungen zu übernehmen. Einfach ist das nicht, weil die Komponenten von Zulieferern stammen, die wiederum Vorprodukte oder Rohstoffe von weiteren Zulieferern bekommen. Ziel des Unternehmens ist es, die Lieferkette komplett transparent zu machen und das Produkt ausschließlich aus fair gehandelten Komponenten herzustellen.

Erschwert wird das laut Gründerin Susanne Jordan zusätzlich dadurch, dass so kleine Firmen nur bedingt die Möglichkeit hätten, die großen Zulieferer dazu zu bringen, ihre Geschäftspraktiken zu ändern.

Aber es gibt immer wieder Fortschritte. So hat das Unternehmen beschlossen, das Gehäuse der Maus, das bisher zu 80 Prozent aus Zuckerrohr bestand, zukünftig aus Recyclingkunststoff herstellen zu lassen. Dies wäre umweltfreundlicher und ressourcenschonender, so Nager IT: Durch die Umstellung würden alle Produktionsschritte in Europa stattfinden, da der Kunststoff aus Österreich stamme. Das Zuckerrohr musste importiert werden.

Landesbehörden als wichtigste Kunden

Außerdem soll der Kupferdraht des USB-Kabels bald fair gehandelt sein. Dies war lange ein Problem, da Jordan zwar den Rohstoff fair bekommen konnte, jedoch nicht das fertige Kabel. Selbst produzieren kann Nager IT die Kabel nicht. Die Verhandlungen mit einem Zulieferer aus China sind aufgrund der aktuellen Coronavirus-Krise jedoch ins Stocken geraten.

Landesbehörden sind derzeit die wichtigsten Kunden von Nager IT. 2017 hatte die Firma ihren ersten Großauftrag von der Landesverwaltung Niedersachsen erhalten, die rund 20.000 Mäuse bestellte – ebenfalls für die Polizei.

Im Januar hat die Fraktion der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus einen Antrag gestellt, auch Berliner Verwaltungen zukünftig standardmäßig mit fairen IT-Produkten auszurüsten, um der Auszeichnung Berlins als Fairtrade-Stadt würdig zu werden. Bisher sei jedoch noch keine Zunahme an Bestellungen aus Berlin zu verspüren, berichtet Jordan. Zwischen 2016 und 2018 hatten Berliner Behörden insgesamt 19.902 Computermäuse geordert, darunter nur 86 der fairen Mäuse. Begründung: Man müsse Kosten sparen.

Bereits 2014 hatte das Beschaffungsamt für die Bundesregierung eine Erklärung veröffentlicht, bei IT-Artikeln auf die Lieferketten zu achten.

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4 Kommentare

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  • Habe seit Jahren eine Nager IT Maus.



    Mag sie sehr gerne. Leider gibts die von innen leuchtende heute nicht mehr.



    Größter Mangel:



    Meine Tasten sitzen minimal auf anderer Höhe (ggf. heute besser?)



    Mir fehlen Zusatztasten für forward / backward.

    Ansonsten: Super Maus!

  • Leider sind diese "Nager" ergonomisch eine Katastrophe...

  • Ein Schritt in die richtige Richtung.



    Das ganze öffentliche Beschaffungswesen sollte in diese Richutng umgestellt werden, Vom KfZ bei der BW bis zu Baumaßnahmen oder IT. Der Billigste gewinnt den Auftrag das war gestern. Das beste Produkt muss gewinnen; und da muss die Preisbewertung bei den Submissionen eben relativiert werden, oder besser noch die qualitative Beschreibung einer Ressourcenschonung Teil der Ausschreibung sein.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      "Das beste Produkt muss gewinnen;"

      Welche Qualitätskriterien sollen denn angelehnt werden? Wenn es um Eigenschaften des Produkts an sich geht, dann sind die meisten gut gemeinten Tech-Produkte eben doch schlecht gemacht und daher nicht die besten.

      Bestes Beispiel: das Fairphone 1. Nach kurzer Zeit keine Software-Updates oder Ersatzteile mehr. Und die Nachfolger bieten für ihren Preis deutlich weniger als die etablierte Konkurrenz.

      www.fairphone.com/...g-the-fairphone-1/