Geld für Klimaschutz: Europa muss mehr investieren
124 Milliarden Euro setzten EU-Konzerne 2019 für den Klimaschutz ein. Klingt erst mal nach viel. Reicht aber laut einer neuen Studie längst nicht.
Im vergangenen Jahr haben knapp 900 Aktiengesellschaften in der EU demnach insgesamt 124 Milliarden Euro in CO2-arme Technologien oder deren Entwicklung gesteckt. Das entspricht zwölf Prozent der gesamten Investitionen dieser Konzerne.
CDP sammelte für die Untersuchung Emissionsdaten von Unternehmen, die diese freiwillig einreichen. Es ist also kein vollständiges Bild der europäischen Wirtschaft, aber doch ein relevantes. Die Emissionen der berücksichtigten Unternehmen entsprechen CDP zufolge drei Viertel des gesamten CO2-Ausstoßes in der EU.
124 Milliarden für die Nutzung und Entwicklung von erneuerbaren Energien, Elektromobilität und digitalen Technologien – das klingt erst mal nach einer Hausnummer. Die Summe schrumpft aber schnell zusammen, wenn man sie an den Klimaschutz-Plänen der EU misst. Der Staatenbund will bis zur Jahrhunderthälfte klimaneutral werden, also höchstens noch solche kleinen Mengen an Treibhausgasen ausstoßen, wie sie Bäume und Moore wieder aufnehmen können.
Mehr als Verdopplung des Klimagelds nötig
„Europäische Unternehmen investieren schon merklich in transformative CO2-arme Technologien“, sagte Steven Tebbe, CDP-Chef in Europa. „Aber das ist immer noch nicht genug, um die Wirtschaft in der EU auf den Pfad der Klimaneutralität zu bringen.“ Dafür wäre mehr als eine Verdopplung des Klimagelds nötig, das wenigstens ein Viertel der Gesamtinvestitionen ausmachen müsse.
Von den gelisteten Unternehmen investieren die 69 deutschen am meisten in den Klimaschutz, nämlich 44,4 Milliarden Euro. Danach kommt das deutlich kleinere Spanien, wo 48 Unternehmen zusammen 37,9 Milliarden Euro investiert haben.
Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sieht auch die Politik im Zugzwang. „Wenn wir die Klimakrise aufhalten wollen, muss sich die Wirtschaft tiefgreifend ändern und selbstverständlich in zukunftsfähige Technologien und Arbeitsweisen investieren“, sagte sie.
Ausnahmeklausel für Polen
Dafür brauche es aber auch einen passenden Rahmen, den die Politik setzen müsse, auf europäischer wie auf nationaler Ebene. „Es gibt immer noch massive Subventionen für klimaschädliche Technologien“, warnt die Wirtschaftswissenschaftlerin. „Diese zu streichen, ist nur ein erster Schritt, aber dringend notwendig.“
Die EU-Staatschefs haben sich auf einem Gipfel der Regierungschefs Ende des vergangenen Jahres dazu durchgerungen, sich die Klimaneutralität bis 2050 vorzunehmen. Nur für Polen gibt es eine Ausnahmeklausel in der gemeinsamen Erklärung.
Bis 2050 klimaneutral zu sein, gilt auf Basis eines Sonderberichts des Weltklimarats IPCC von 2018 als Mindestmaß in der internationalen Klimapolitik, wenn die Welt die Erderwärmung bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten erreichen will. Es gibt allerdings noch neuere Berechnungen des globalen CO2-Budgets, die nahelegen, dass mit dem Ausstoßen von Treibhausgasen weit früher Schluss sein muss.
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