Polanski stürzt César-Akademie in Krise: Der Patron hat sich Feinde gemacht
Zu viele Nominierungen von Polanskis „Intrige“ und Intransparenz: Die Leitung der französischen César-Akademie tritt geschlossen zurück.
Die #MeToo-Kampagne zeitigt unerwartete Konsequenzen in der französischen Filmwelt. Die Leitung der Filmakademie, die jedes Jahr ihre „Césars“ verleiht, hat ihren kollektiven Rücktritt angekündigt. Dieser Beschluss soll nach der 45. Zeremonie in zwei Wochen in Kraft treten.
Auslöser der Krise war wohl die Polemik um Roman Polanski, dessen Film „J'accuse“ zwölfmal für einen Preis nominiert wurde. Das hat nicht nur die 4.700 Mitglieder der César-Akademie provoziert.
Der Verwaltungsrat dieses Vereins zur Filmförderung reagierte mit seinem Schritt aber auch auf wachsende Kritik an einer als „undurchsichtig“ und „undemokratisch“ bezeichneten Struktur und ihrem „Patron“, dem Filmproduzenten Alain Terzian, der seit 2003 selbstherrlich in diesem kleinen Imperium den Ton angibt. Er hat sich auch mit seiner Nähe zum Pay-TV-Sender Canal Plus viele Feinde gemacht.
Am Montag hatte die Zeitung Le Monde einen offenen Brief von rund 400 Prominenten aus dem französischen Film publiziert, die wegen eines an Vetternwirtschaft grenzenden Mangels an Transparenz eine „tiefgreifende Reform“ dieser privatrechtlichen Institution forderten. Besonders störten sie sich daran, dass das von Terzian dirigierte Führungsgremium neue Mitglieder jeweils kooptierte und damit prioritär der Machtbewahrung Rechnung trug. Angeprangert wurde auch die Buchhaltung.
Vergewaltigungsvorwürfe gegen Polanski
Terzian hatte lange erklärt, dass er seinen Akademievorsitz ehrenamtlich ausübe. Nun wurde bekannt, dass er 2019 von der Gesellschaft ECE, die die jährliche Glamour-Veranstaltung in Paris organisiert, mit 135.000 Euro bezahlt wurde. Der Brief der 400 brachte das Fass zum Überlaufen. Terzian hat einen Vermittler mit der Schlichtung beauftragt.
Als Polanksis Film in die Kinos kam, wurde der Regisseur von der Fotografin Valentine Monnier beschuldigt, sie 1975 in einem Chalet in Gstaad vergewaltigt zu haben, als sie 18 war. Vorher hatten mehrere Frauen Polanski wegen sexueller Aggression oder Vergewaltigung angeschuldigt, was seinem Ruf als Filmregisseur in Frankreich bislang kaum abträglich gewesen war.
Nur hat sich mit der #MeToo-Kampagne eindeutig etwas geändert, was den Organisatoren der César-Nominierungen offenbar entgangen ist. Ob Polanski am 28. Februar als großer Sieger der Preisverleihung triumphieren kann, ist alles andere als sicher.
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