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Zweite Staffel „Bad Banks“Vom Main an die Spree

Die Miniserie spielt nicht mehr unter Anzugträgern in Frankfurt, sondern in Berliner Start-ups. Sie bleibt eine gute Seifenoper im härteren Look.

Jana Liekam (Paula Beer) kämpft für ihre Karriere – und gegen alte Männer Foto: ZDF

Es gibt diesen Trend, Serien mit einem Akronym zu benennen: Aus „How I Met Your Mother“ wird HIMYM, „Game of Thrones“ kennt jeder als GoT. Die Serien des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die solchen globalen Erfolgsproduktionen bislang am nächsten gekommen sind, heißen „Babylon Berlin“ und „Bad Banks“. Den Sieger in dieser Konkurrenz wird man künftig vielleicht auch daran erkennen, wer das „BB“-Label für sich wird beanspruchen darf.

Und wie es der Zufall will, gehen beide Serien gerade in etwa gleichzeitig in ihre zweite Staffel (auch wenn sie bei „Babylon Berlin“ partout darauf bestehen wollen, es sei die dritte). Und während der ARD-Partner Sky, ganz konventionell, jede Woche zwei neue Folgen „Babylon Berlin“ verfüttert, wirbt das Zweite um die mit Binge Watching sozialisierte Jugend, indem es die sechs neuen Folgen schon Tage vor der linearen Ausstrahlung (erst auf Arte, dann im ZDF) in die Mediatheken gestellt hat.

Das ZDF und die Jugend: Eine junge Schwarze Frau mit dicken Kopfhörern um den Hals, spricht nur Englisch – könnte eine DJane sein. Ist aber die geniale Coderin eines superhippen Start-ups wie aus dem Klischeebaukasten, Tischtennisplatte inklusive. „Dieses Scheißberlin!“, hat der Taxifahrer zuvor gegrummelt. Genau 23 Minuten und 28 Sekunden hat es gedauert, bis Bad Banks in der zweiten Staffel in dem shabby-schicken Hipster-Berlin angekommen ist.

Auch auf der Regieposition wurde durchgewechselt, auf Christian Schwochow folgt Christian Zübert („Lammbock“), während der Autor bleibt: Oliver Kienle.

Mit jedem gegen jeden

Zur Erinnerung: Die Handlung der ersten Staffel „Bad Banks“ trug sich vor allem in der Bankenmetropole Frankfurt am Main zu – deren glitzerndes visuelles Potenzial die alte Tante ZDF tatsächlich lange vor Netflix („Skylines“) erkannt hatte. Heimvorteil. Und dann war da diese junge Karrieristin mit den Panikattacken, gespielt von Paula Beer, aus dem Hintergrund gesteuert von der altgedienten Karrieristin, das gefeierte Comeback der Désirée Nosbusch. Zwei taffe Frauen, die sich gegen die toxische Männlichkeit breitbeinig auftretender Investmentbanker zu behaupten wussten.

Die Serie

„Bad Banks“, ab 6. 2., 20.15 Uhr, Arte und ab 8. 2., 21.45 Uhr, ZDF

Alle Folge (inklusive der ersten Staffel) schon vorab in den Mediatheken

Die gesamte Handlung beider Staffeln, der alten und der neuen, wird in einer schönen Szene in der vorerst letzten Folge gut auf den Punkt gebracht. Da sitzen die vier Topmanager der Bank – Nosbusch mit Jean-Marc Barr, Barry Atsma und Tobias Moretti – an den vier Seiten eines Tisches, die Karten liegen auf dem selbigen, Sieger und Verlierer ihres Intrigen-Pokers stehen fest. Moretti rekapituliert: „Erst hab ich mit dir gearbeitet, dann mit ihm gegen dich, dann mit ihr gegen dich, dann du mit ihr gegen mich, dann ich mit dir gegen ihn und jetzt du mit ihm und ihr gegen mich.“ Und mittendrin und zwischen allen Stühlen die Nachwuchsbankerin. Mehr muss man gar nicht erinnern.

„Wie eine Krankheit ist jeder Crash schmerzhaft, stärkt aber sogleich das Immunsystem des Kapitalismus“, lautete der Aphorismus eines der Banker in Staffel eins. Sie haben es mit den Bildern aus dem medizinischen Bereich. Vom Main an die Spree, aus dem Anzug in den Hoodie. Und rein in den „Inkubator“, gepäppelt werden Start-ups, sie sind die Frühchen der Finanzwirtschaft. Und in Berlin gibt es eben dieses Start-up, „GreenWallet“, mit der irre innovativen Geschäftsidee: „Das Thema Nachhaltigkeit funktioniert in der Lebensmittelindustrie, es funktioniert bei Stromanbietern, und es wird auch in der Finanzbranche funktionieren.“ Die idealistischen Hoodie-Träger ziehen also, mitsamt ihrer Tischtennisplatte, aus dem Altbau-Hinterhaus in den Hightechkubus der zynischen Banker – das Ende der Unschuld, wie sie bald lernen.

Auch als Zuschauer hat man dazugelernt: Wer von Staffel eins tatsächlich erwartet hatte, hinterher etwas schlauer zu sein über die geheimnisvolle Mechanik der Finanzwelt, wurde enttäuscht. Aber hat man damals in den 1980ern aus „Dallas“ oder „Denver“ irgendetwas übers Ölgeschäft gelernt? Eben. Und das ist der ganze Trick, genauso muss man auch „Bad Banks“ rezipieren. Als die gute alte Seifenoper im neuen, härteren Look. Zuschauen. Entspannen. Nicht nachdenken.

Ach, und die Sache mit dem „BB“-Label. Das ist leider eh schon an „Breaking Bad“ vergeben.

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