piwik no script img

wie machen sie das?Der Schrubber

Martin Wardelmann, 34, ist Tierzoopfleger mit Schwerpunkt Aquaristik und Terra­ristik im Berliner Zoo. Als Taucheinsatzführer ist er zuständig für die Reinigung der Fischbecken.

taz am wochenende: Herr Wardelmann, Sie sorgen für eine klare Sicht in den Becken des Aquarium Berlin. Wie machen Sie das?

Martin Wardelmann: Ich bin Taucher und koordiniere die Tauchgänge. Die normalen Einsatzbecken sind das Haibecken und das große Rundumbecken. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alle Gerätschaften für die Reinigung der Becken funktionsfähig sind. Für die Felsaufbauten haben wir Handbürsten, mit denen wir den Dreck runterschrubben und für die Großbereiche haben wir Elektrobürsten. Damit wird der komplette Boden abgetragen und von Algen befreit.

Wie viele Personen machen einen Tauchgang?

Die Sicherheitsregeln ­schreiben vor, immer zu zweit im Becken zu sein. Wenn es sehr stark verschmutzt ist und man nach einer halben Stunde die Hand vor Augen nicht mehr sieht, muss man sich verständigen können. Ein Pieper gibt mit einem Schallimpuls einen Ton ab. Wenn man sich nicht mehr sieht, kann man den anderen einfach anpiepen.

Wenn Sie Putzarbeiten ausführen, sind die Haie dann auch im Becken?

Die Haie sind anwesend und wir müssen genauso wie in der Natur darauf achten, dass wir deren Individualdistanz nicht überschreiten. Haie sind nicht ungefährlich und wenn sie in die Ecke gedrängt werden, können sie durchaus auch einen Abwehrbiss machen. Man muss aufpassen, dass sie nicht in Panik geraten und durchs Becken schießen. Steht man im Weg, ist das sehr ungünstig.

Werden Sie von den Fischen bei Ihrer Arbeit gestört?

Gestört nicht wirklich. Jeder Hai hat seine eigenen Macken. Es gibt ein paar, die gerne näher ran kommen und die muss man dann im Auge behalten.

Was sind das für Macken?

Die beiden großen Karibik-Ammenhaie sind sehr neugierig. Am Anfang sind sie immer auf Kopfhöhe um einen herumgetigert. Die Schwarzspitzen-Riffhaie müssen permanent schwimmen. Die sind eher scheu. Vorne im Becken liegt der Teppichhai, der sehr stur ist. Man kann da schlecht putzen, weil der immer seinen festen Punkt hat. Aber wenn man ihn ein bisschen bewegt, schwimmt er einmal um den Stein herum und legt sich wieder auf die Fläche.

Sie tauchen und reinigen die Becken zu Besuchszeiten. Wie sind die Reaktionen der Leute?

Die Leute kommen, winken und machen Fotos. Ein bisschen nervig ist, wenn sie klopfen. Als Taucher hört man, wie laut das unter Wasser ist. Man zuckt zusammen, wenn gegen die Scheibe gehämmert wird. Die Leute unterschätzen den Schall unter Wasser. Eliane Morand

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen