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Allahs langer Weg in die Schule

RELIGION Deutschlandweit gibt es verschiedene Modelle – von der Islamkunde bis zum Ethikunterricht

BERLIN taz | Mehr als drei Jahrzehnte wird schon darüber debattiert, wie ein islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen aussehen und wer ihn gestalten soll. Es gebe in Deutschland „kein schulpolitisches Projekt, das länger und kontroverser diskutiert wurde“, sagt der Düsseldorfer Islamwissenschaftler Michael Kiefer.

Als größter Streitpunkt erwies sich dabei schon früh die Frage, wer eigentlich die Religionsgemeinschaft der Muslime in Deutschland repräsentiert und damit das Recht hat, diesen Religionsunterricht zu verantworten. Da der Islam keine Kirche und damit keinen allgemein verbindlichen Konsens in Glaubensfragen kennt, sondern sich in unterschiedliche Strömungen und Rechtsschulen gliedert, ist diese Frage nicht leicht zu beantworten. Seitens der deutschen Politik tat man sich aber auch lange sehr schwer, die bestehenden muslimischen Verbände in Deutschland als Ansprechpartner zu akzeptieren. Erst die „Islamgipfel“, die die Bundesregierung 2006 einberief, brachten da einen Durchbruch.

Vorformen eines „Islamunterrichts“ gab es schon in den 1980er Jahren – allerdings wurde dieser Unterricht meist in türkischer Sprache und von Beamten des türkischen Staates erteilt, als Teil des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts. Erste Schritte zu einem muslimischen Religionsunterricht in deutscher Sprache starteten in den 90er Jahren. Sie schwanken, je nach Bundesland, zwischen einem Islamkundeunterricht, der vom Staat verantwortet wird, und einem stärker bekenntnisorientierten Unterricht, der von muslimischen Verbänden mit abgesegnet wird.

Der bundesweit größte Schulversuch dieser Art läuft derzeit in Bayern: An über 250 Schulen bietet das Bundesland einen Islamunterricht an, dessen Inhalte mit lokalen Gemeinden oder Elternvertretern abgesprochen wurden, bald soll es das Fach bayernweit geben. Nach ähnlichem Muster funktionieren auch die bisherigen Modellversuche in Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz.

Um als erstes Bundesland jetzt einen regulären Islamunterricht anzubieten, hat Nordrhein-Westfalen mit den größten muslimischen Verbänden im Land einen Beirat gebildet. Niedersachsen will diesem Vorbild folgen, dort soll ein regulärer islamischer Religionsunterricht im Jahr 2013 beginnen.

Einen Sonderfall bilden die Bundesländer Berlin und Bremen, dort gelten Ausnahmeregeln für den Religionsunterricht. In Berlin hat sich die konservative Islamische Föderation das Recht erstritten, an 30 Grundschulen einen eigenen Islamunterricht anzubieten, der aber den Charakter von freiwilligen Zusatzstunden besitzt. Berlin selbst setzt auf einen religionsneutralen Ethikunterricht, um Schüler diverser Glaubensrichtungen zu integrieren.

Eine weitere Ausnahme bildet Hamburg: Dort gibt es einen interreligiös geprägten „Religionsunterricht für alle“, der von der Evangelischen Kirche verantwortet wird. Diese bezieht aber die Jüdische Gemeinde sowie die Buddhisten, Aleviten und Sunniten der Stadt mit ein. DANIEL BAX

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