Australien
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Fridays wütend

Siemens bleibt bei seiner Beteiligungan Kohleprojekt

Von Ingo Arzt

Siemens-Chef Joe Kaeser stehen ein paar ungemütliche Wochen ins Haus. Am Sonntagabend hatte er angekündigt, der Konzern werde an seinem Auftrag für den Industriekonzern Adani festhalten – und Signaltechnik für eine Bahnstrecke in Australien liefern, auf der bald Kohle der umstrittenen Carmichael-Kohlemine abtransportiert wird.

Die Klimaaktivisten von Fridays for Future kündigten deshalb Proteste für die Siemens-Hauptversammlung am 5. Februar an. Und auch die Aktionäre treibt das Thema um. „Das Adani-Projekt wird sicherlich die Siemens-Hauptversammlung bewegen. Hätte Siemens die Reputationsrisiken stärker berücksichtigt, hätte der Konzern den Auftrag möglicherweise nicht angenommen“, sagt Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka, dem Wertpapierhaus der Sparkassen, das Anteile an Siemens hält.

Fridays for Future sprach von einer „historischen Fehlentscheidung“. Noch am Freitag hatte sich Kaeser mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer getroffen und damit den Eindruck erweckt, dass der Konzern aus dem Auftrag aussteigen wird. Kaeser bot Neubauer sogar einen Aufsichtsratsposten in der neuen Siemens Energy an, was Neubauer ablehnte und stattdessen vorschlug, einen Wissenschaftler zu berufen. Das wiederum lehnte Kaeser ab.

Am Sonntagabend dann nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung die Entscheidung. Siemens steigt nicht aus Adani aus. Die Kunden müssten sich auf Siemens verlassen können, twitterte Kaeser. Für Speich ist die Entscheidung nachvollziehbar. Siemens sei weder in den Abbau der Kohle involviert noch zentraler Infrastrukturbetreiber. Angesichts dessen wäre der Preis für einen Ausstieg nach Vertragsunterzeichnung zu hoch gewesen: Der Konzern hätte eventuell Aufträge in Entwicklungsländern gefährdet oder Schadenersatz zahlen müssen.

Ohne Konsequenzen werde das Geschäft aber nicht bleiben. Siemens müsse seine Kontrollmechanismen schärfen. „Man sieht, dass die Klimabewegung die Konzerne treibt. Das hat auch Implikationen für Investoren“, so Speich. Eine direkte Beteiligung an einem Minenbetreiber wie Adani sei für viele Investoren ohnehin undenkbar geworden.

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