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„Das Geld ist knapp“

5. Benefizlauf der Frauenhäuser um die Alster

Verena Lawrence-Roller

■ 54, Sozialpädagogin. Arbeitet seit mehr als 28 Jahren für Hamburgs Autonome Frauenhäuser und läuft auch selbst wieder um die Alster.

taz: Frau Roller-Lawrence, wieso müssen Sie mit der Spendendose um die Alster laufen?

Verena Roller-Lawrence: Weil häusliche Gewalt gegen Frauen nach wie vor stattfindet, weil die Frauenhäuser hier oft voll sind und wir die Frauen dann ins Umland bringen müssen.

Unterstützt die Stadt Sie nicht?

Doch, aber das Geld ist sehr knapp bemessen. Die neue Bürgerschaft hat zwar beschlossen, dass wir weiter Geld bekommen, aber die 2006 gestrichenen Stellen bleiben weg, es wird für die wenigen Stellen keine tarifliche Erhöhung geben und die Kosten werden für die nächsten zwei Jahre eingefroren. Das heißt: Wenn beispielsweise ein Energieanbieter seine Preise erhöht, müssen wir das aus unseren Mitteln mitfinanzieren.

Die SPD hat gerade einen „Qualitätsentwicklungsprozess zur verlässlichen Finanzierung und Weiterentwicklung der Frauenhäuser auf den Weg gebracht“. Das klingt doch rosig!

Ein Problem ist der Betreuungsschlüssel von 1 : 8,25. Der ist viel zu niedrig angesetzt und bedeutet für uns ständigen Personalmangel. Wir können die betroffenen Frauen oft nicht zeitnah beraten, unsere Mitarbeiterinnen sind permanent überlastet.

Was machen Sie mit dem Geld aus dem Spendenlauf?

Das ist ausdrücklich für die Frauen und Kinder bestimmt – nicht, um Haushaltslöcher zu stopfen.

Was finanzieren Sie alles?

Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke, Praxisgebühren und Medikamente, Übersetzen von Dokumenten, An- und Ummeldegebühren für Frauen, die ins Frauenhaus kommen. Und wir versuchen, einmal im Jahr eine Urlaubsfahrt für die Bewohnerinnen zu finanzieren, damit sie mal Abstand gewinnen können.

5. Benefizlauf um die Alster: Sonntag, 10.30 Uhr. Um 9 Uhr öffnet der Anmeldestand am Fährdamm

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