Unruhen im Irak: Etliche Tote auf den Euphratbrücken
Im Irak eskalieren die antiiranischen Proteste. Mindestens 15 Menschen werden am Donnerstag getötet. In Nadschaf brennt ein Konsulat.
BERLIN taz | Es ist nicht irgendeine irakische Stadt, in der sich in dieser Woche antiiranische Proteste Bahn brechen. Nadschaf liegt im Süden Iraks, fast alle Einwohner sind Schiiten. Hier steht die Imam-Ali-Moschee, einer der wichtigsten Orte des schiitischen Islam. Doch auch in Nadschaf – wie in der Hauptstadt Bagdad und in vielen anderen Städten des Landes – regt sich Widerstand gegen den Einfluss des schiitischen Regimes in Teheran.
Einen Höhepunkt erreichten die antiiranischen Proteste am Mittwochabend, als Demonstranten das Konsulat des Iran in Brand setzten. Die Mitarbeiter konnten gerade noch durch eine Hintertür entkommen. Als Reaktion forderte die Regierung in Teheran von der Führung in Bagdad „entschiedenes, effektives“ Vorgehen gegen die „Aggressoren“, wie ein Sprecher des iranischen Außenministeriums am Donnerstag sagte.
Auch in der südirakischen Stadt al-Nasirija kam es zu Gewalt. Die Sicherheitskräfte stürmten zwei besetzte Euphratbrücken und erschossen mindestens 15 Demonstranten. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre.
Die Proteste im Irak hatten Anfang Oktober begonnen. Die Menschen gehen gegen die politische Elite des Landes und die ausufernde Korruption auf die Straßen. Im Zentrum ihrer Forderungen steht der Rücktritt der Regierung von Adel Abd al-Mahdi. Zwischen 300 und 400 Menschen sollen bereits getötet worden sein, ein Großteil davon Demonstranten.
Der Iran hat seinen Einfluss im Nachbarland seit dem Sturz des Langzeitdiktators Saddam Hussein durch die USA systematisch ausgebaut. Teheran stützt die Mahdi-Regierung und nimmt insbesondere durch den Milizenverband „Volksmobilisierung“ Einfluss.
Seit 2014 konnten die Milizen durch den Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) Ansehen und auch politische Macht im politischen Gefüge des Irak erringen. Mittlerweile haben sie Teile des irakischen Staats unterwandert und vor allem über das Büro von Regierungschef al-Mahdi, der seit gut einem Jahr im Amt ist, an Einfluss gewonnen.
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels war von Tigrisbrücken die Rede. Die Stadt al-Nasirija liegt jedoch am Euphrat. Wir haben den Fehler korrigiert.