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Türkei und Griechenland streiten um GasLogik der Nationalisten

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Es hat schon banalere Gründe für einen Krieg gegeben: Der Konflikt um Gasvorkommen im Mittelmeer vor Zypern droht sich auf ewig zu verlängern.

Ein türkisches Bohrschiff vor Zypern im August 2019 Foto: reuters

W enn das eine Dorf einen Strom­anschluss erhält, der Nachbarort aber nicht, dann ist das ungerecht. Aber daraus erwächst kein Drama. Wenn aber der eine Dorfvorsteher ein Grieche und der andere ein Türke ist, wenn Nationalisten die Stromfrage zur prinzipiellen Angelegenheit erklären und daraus Ansprüche für ein ganzes Land ableiten, wird es gefährlich.

Wenn sie dann bewaffnete Milizen gründen und die Einwohner der nächsten Stadt, ja des ganzen Landes mobilisieren und sich schließlich fremde Staaten in den Konflikt einmischen – dann, ja dann erwächst dar­aus ein Krieg. So begann vor mehr als 60 Jahren der Zypernkonflikt.

Heute geht es nicht mehr um die Straßenbeleuchtung von Dörfern, sondern um Gasvorkommen im Mittelmeer und Milliardengeschäfte. Aber das Prinzip ist das gleiche geblieben. Griechische und türkische Zyprioten streiten sich auf ihrer längst geteilten Insel um wirtschaftliche Ressourcen. Die „Mutterländer“ Griechenland und die Türkei nehmen für jeweils ihre Volksgruppe Partei und drohen einander. Es hat schon banalere Gründe für einen Krieg gegeben.

Völkerrechtlich betrachtet spricht vieles dafür, der griechischen Position recht zu geben, nach der nur Zypern das Gas rund um die Insel fördern darf. Die türkische Auffassung, man könne die Naturschätze vor der Küste ohne Rücksicht auf den Inselstaat ausbeuten, steht auf tönernen Füßen. Nordzypern, das Land, in dem heute die türkischen Zyprioten leben, ist international nicht anerkannt und kann daher keine Rechtstitel erwirken.

Im Sinne der Verständigung zwischen griechischen und türkischen Zyprioten – von Athen und Ankara gar nicht zu sprechen – ist das freilich nicht. Sie geböte eine Beteiligung der Nachbarn im Norden der Insel. Doch solange kein verantwortlicher Politiker dazu bereit ist, die eigene, national geprägte Logik zu überwinden, wird der Konflikt bis in alle Ewigkeiten verlängert werden – zum Leid aller Menschen, gleich ob Türken oder Griechen.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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14 Kommentare

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    Die Moderation

  • Warum sollen Türken Besatzer auf Zypern sein? Sie haben doch jahrhundertelang dort gelebt und nennen Zypern ihre Heimat. Hier ist ein ganz guter Artikel zum Thema griechisch-zypriotische Nationalisten und die Entstehung des Zypern-Konflikts.

    cyprus-mail.com/20...at-was-it-all-for/

  • Klar spiegelt die EU Griechenland, die sind ja auch in der EU. Die Geschichte ist ja bekannt. In Wirklichkeit ist unentschieden.

  • Solange Nordzypern noch von den Türken besetzt ist, haben die keinen Anspruch auf irgendwas.



    Das ist doch auch die Position der EU in Bezug auf Waren aus den israelisch besetzten Gebieten, stimmts? BDS auf Staatsebene.