Leverkusen vs. Schalke 04: Rasender Liebesbeweis
Leider von Trainer und Team unerwähnt, wurde der neue Rasen für Leverkusen zum zwölften Mann. Er zeigte sich zweikampfstark und ausdauernd.
D er weißbärtige Mann, der Peter Bosz ein wahrlich ungewöhnliches Geschenk zum Nikolaus überreichte, war garantiert echt und hört auf den Namen Rudi Völler. Zum Heimspiel gegen Schalke 04 hat die Werkself einen frisch erneuerten Rasen präsentiert und nach vier nicht gewonnenen Heimpartien darauf den Sieg erspielt.
Für den Cheftrainer und seine zuletzt ohnehin erholte Mannschaft ein Liebesbeweis der Vereinsführung. Nüchtern betrachtet aber nicht mehr als eine Investition, die nach berechtigter Kritik nunmehr getätigt werden musste.
Alles spitzte sich Ende November zum letzten Heimspiel der Werkself gegen Freiburg zu. Die Bayarena zeigte sich von ihrer schroffen Seite, nachdem dort immerhin vier Spiele in zwölf Tagen ausgetragen wurden. Durchnässt und erschöpft bot das ärmliche und mittlerweile ausgeblichene Grün eine Schlitterpartie, die unentschieden endete. Bosz resümierte das unansehnliche 1:1 mit ernster Miene im Sportstudio und befand den Platz schlicht als „scheiße“.
In der Beurteilung des Leverkusener Rasens war man sich einig, als „Eisbahn“ (Freiburg-Trainer Christian Streich) und „absolute Katastrophe“ (Kerem Demirbay) wurde er betitel. Zu lang wurde er mitgeschleppt, in der Hoffnung, er könne an seine alten Leistungen anknüpfen.
Ein Versprechen, vom Flutlicht geküsst
Einzig Rudi Völler stellte sich vor seinen ältesten Mann und verkündete nüchtern, der Rasen sei keine Ausrede dafür, dass Bayer nicht gewonnen habe. Doch noch vor Abflug zur Champions-League-Partie gegen Lokomotive Moskau teilte der Leverkusener Sportchef die Überlegungen des Vereins mit, den Rasen vor dem nächsten Ligaspiel gegen Schalke erneuern zu lassen. Da lag es jetzt, das eingelöste Versprechen, frisch aufgezogen und vom Flutlicht geküsst.
Zur Feier des Tages hat Cheftrainer Peter Bosz zum Rotieren ausgeholt und damit ein glückliches Händchen bewiesen. Insgesamt vier Personalwechsel präsentierte der Holländer zu Beginn des Spiels. Für Leverkusens besten Torschützen Kevin Volland ließ Bosz den 27-jährigen Lucas Alario spielen, der sich direkt mit einem Doppelpack bedankte. Am Ende erspielte sich Bayer ein 2:1 gegen Schalke und bleibt damit seit sechs Pflichtspielen ohne Niederlage.
Mittwoch gegen Turin
Keine schlechte Bilanz im Hinblick auf die aktuelle Woche, in der sich Bayer zu Hause gegen Juventus Turin behaupten muss. Am Mittwoch empfängt Leverkusen den italienischen Rekordmeister in der Champions League.
Ein sichtlich heiterer Peter Bosz trat also nach dem gewonnen Spiel vor die Kameras und lobte seine Mannschaft als Luxuskader, der durchaus zeigt, dass man auch mit stark geänderter Startformation eine solide Leistung erspielt.
Auch für den nun erstligaerprobten Rasen dürfte sich der Abend gelohnt haben. Leider von Team und Trainer unerwähnt, hat sich das frische Grün vor allem in der ersten Halbzeit zweikampfstark und ausdauernd gezeigt. Während die überlegene Leverkusener Mannschaft souveräne 45 Minuten runterspielte, hielt sich der 12. Mann im Hintergrund und überzeugte durch Deckung und Ballbesitz. Für ein Tor des Neuzugangs hat es in diesem ersten Spiel noch nicht gereicht, doch die Werkself geht mit neuer Auslegeware und Siegen gegen Bayern München und Lokomotive Moskau gestärkt in die internationale Woche.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!