Medien in Italien: Black Friday in der Medienwelt
Die Unternehmerfamilie Agnelli kauft Anteile an „La Repubblica“ und „La Stampa“. Damit werden sie Italiens größter Tageszeitungsverleger.
Doch so sensationell dieser Verkauf eigentlich ist, in Italien interessierte er kaum einen. Kleine Meldungen, knappe Artikel: Damit war das Ereignis für so gut wie alle Medien erledigt. Dabei wird mit der Repubblica nicht irgendeine Zeitung verkauft, sondern eine, die seit der Gründung 1976 den Anspruch erhebt, ein Leitmedium in Italien zu sein.
Eugenio Scalfari, der in den 50er Jahren schon zu den Gründern der Wochenzeitschrift L’Espresso gehört hatte, hob seinerzeit zusammen mit einem Trupp ebenso prominenter wie wagemutiger Edelfedern La Repubblica aus der Taufe. Sie wollten eine unabhängige, linksliberale, laizistische Zeitung machen, die den Anspruch erhob, Modernisierungsmotor in der italienischen Politik zu sein.
Und das Rezept funktionierte. Vom Start an wurde La Repubblica zum verlegerischen Erfolg. 1979 dann stieß der Unternehmer Carlo De Benedetti als Hauptanteilseigner dazu, auch ökonomisch war das Blatt damit hervorragend aufgestellt – so gut, dass Begehrlichkeiten entstanden. Im Jahr 1989 versuchte sich niemand anderes als Silvio Berlusconi an einer feindlichen Übernahme. Die hielt Italien monatelang in Atem, am Ende vermittelte gar der damalige Ministerpräsident Giulio Andreotti, mit dem Ergebnis, dass La Repubblica bei Scalfari und De Benedetti blieb.
Kein Leitmedium mehr?
Jetzt dagegen scheint es, als krähe kein Hahn nach der Übernahme der Repubblica durch die Agnelli-Familie. „Kein Wunder, da wird ein Kadaver übernommen“, lästert ein bekannter Wirtschafts- und Medienjournalist, der namentlich nicht genannt werden möchte. Noch im Januar 2008 hatte La Repubblica eine tägliche verkaufte Auflage von 630.000. Dann aber begann, mit der schweren Wirtschaftskrise und der Digitalisierung, der Niedergang. Gerade noch 180.000 Exemplare werden täglich abgesetzt. Allein in den letzten drei Jahren betrug der Auflagenschwund etwa 30 Prozent.
Und der Anspruch, Leitmedium zu sein? Erledigt, meint der Wirtschaftsjournalist. „Die Politiker setzen heute auf TV und Twitter“, erklärt er, La Repubblica sei ihnen einigermaßen egal. Richtig übel aber sei die Krise, weil das Blatt keinerlei digitale Strategie habe – die Onlineabos liegen unter 30.000 und haben sich damit gegenüber 2013 fast halbiert.
So wurde denn auch fröhlich spekuliert, was John Elkann, der für die Agnellis bei der Holding Exor den Ton angibt, eigentlich mit der Übernahme will. Nachdem Fiat jetzt mit der französischen Automobilgruppe PSA die Fusion vereinbart hat, gehe es darum, die neue Partnerschaft samt ihren Härten wie zum Beispiel Werksschließungen in Italien medial zu begleiten, wird behauptet. Doch plausibler scheint eine ganz andere Theorie. Danach träumt Elkann einfach davon, Verleger zu sein. So kaufte er sich im Jahr 2015 mit 43 Prozent beim Economist ein. Jetzt wird er Italiens größter Tageszeitungsverleger.
Die „Autonomie der Redaktion“ wolle Elkann garantieren, lässt er selbst streuen, und energisch wolle er „die Vorteile der digitalen Revolution nutzen“. Doch wie er das anstellen will, wie er der Repubblica wieder Leben einhauchen will, behält er vorerst für sich.
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