: Ein Tunnel ohne Boden
Eine Neuberechnung für den Fehmarnbelt-Tunnel geht von 3,5 Milliarden Euro aus. Grüne fordern Stopp
Von Esther Geißlinger
Der Bau der Bahnstrecken vom geplanten Tunnel durch den Fehmarnbelt an das bestehende Schienennetz könnte deutlich teurer werden als vorgesehen. Auf rund 3,5 Milliarden Euro schätzt der Bundesrechnungshof in einer Prognose die Gesamtkosten. Geplant waren ursprünglich rund 817 Millionen für Bahnnetze und Straßen – die Summe würde sich also mehr als vervierfachen.
Widerspruch kommt von der Deutschen Bahn (DB), auf deren Zahlen sich der Rechnungshof beruft. Die Zahlen in der Rechnungshof-Prognose seien „schlicht falsch und entbehren jeder Grundlage“, heißt es in einer Mitteilung der DB. Das Unternehmen setzt den Preis der Schienenanbindung selbst bei 1,7 Milliarden Euro an und hat obendrein einen „Risikopuffer von 1,1 Milliarde Euro für etwaige Baukostensteigerung und noch nicht bekannte Risiken“ vorgesehen – insgesamt also 2,8 Milliarden Euro.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) steht weiter zur festen Belt-Querung, die er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa „eines der bedeutendsten Infrastrukturvorhaben im Norden“ nannte. Die „veränderten Kostenansätze“ seien erwartbar gewesen, sagte er. Unter anderem wird in Lärmschutz über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus investiert, zudem werden zahlreiche Strecken neu gebaut. Dies sei ein Ergebnis der Bürgerbeteiligung.
Der schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz (Grüne) nannte dagegen die bisherigen Planungen „verkorkst“ und das Vorgehen von Bundesregierung und Verkehrsministerium „unseriös“. Verkehrsprognosen würden manipuliert und Rentabilitätsberechnungen schöngerechnet, um das Projekt irgendwie zu rechtfertigen, sagte von Notz.
Es sei „hochnotpeinlich“, dass die Bundesregierung seit Jahren vorliegende, unmissverständliche Aufforderungen ignoriere, den Sinn der festen Querung zu überdenken. Den Bau des rund 18 Kilometer langen Tunnels zwischen den Inseln Fehmarn und Lolland und damit die finanzielle Hauptlast von geschätzt 7,4 Milliarden Euro trägt Dänemark, das sich von der festen Querung eine schnellere Verbindung und damit einen höheren Warenverkehr zwischen Skandinavien und Westeuropa verspricht. Aktuell fahren Fähren auf der „Vogelfluglinie“. Von Anfang an begleiteten Proteste die Planungen.
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