ARD-Krimi „Die Zielfahnder“: Tango ohne Schwung
Eine gut erzählte Geschichte, tolle Schauspieler und trotzdem fehlt dem Krimi etwas. Vielleicht hätte die Story noch die ein oder andere Idee vertragen?
Die ARD kündigt den zweiten Fall der beiden LKA-„Zielfahnder“ Hanna Landauer (Ulrike C. Tscharre) und Lars Röwer (Hanno Koffler) wie folgt an: „Die virtuose Kameraarbeit und die melancholischen Klänge des Tangos sorgen für einen atmosphärischen Fernsehkrimi.“ Die virtuose Kameraführung sollen andere beurteilen. Aber: Tangomusik, schwitzende Menschen und lange Einstellungen, wo in uruguayischen Kaschemmen geschwoft wird, machen noch keine „Atmosphäre“, so viel ist mal sicher.
Diesem Krimi fehlt’s an Schwung, was angesichts des Tango-Themas natürlich doppelt tragisch ist. Dabei ist die Story gut: Ein Gangsterpärchen (Heike Makatsch und Jörg Hartmann) ist vor Jahren für die Entführung eines Industriellen in den Knast gewandert. Allerdings: Die zehn Millionen Lösegeld, die sie erpresst hatten, bleiben verschwunden. Ein dritter Mann, der mit im Spiel war, ist mit dem Geld nie gefasst worden.
Endlich wieder draußen aus dem Gefängnis, machen sich Bonnie und Clyde alias das Ehepaar Tezloff sogleich auf den Weg nach Montevideo. Dort, so vermuten nun die beiden LKA-ErmittlerInnen, wollen sie den verschollenen „dritten Mann“ treffen. Das ist schön geradeaus geschrieben, die Abwesenheit von Gesellschaftskritik ist ganz prima (die wird wieder am Sonntag geliefert, beim „Tatort“, dem letzten aus Luzern), und zwei (echte!) Überraschungen gen Ende gibt’s auch: Das kennt man auch verquaster und um falsche Fährten bemühter aus der deutschen Krimi-Küche.
Ach ja, und die vier Hauptdarsteller sind übrigens toll: Jörg Hartmann, mal wieder vom Leben und der Schwäche seiner Figur gebeutelt. Und Ulrike C. Tscharre, bisher eher in Nebenrollen besetzt, darf gerne mal jemand eine „Tatort“-Hauptrolle geben.
„Zielfahnder – Blutiger Tango“, Sa., 20.15 Uhr, ARD
Aber irgendwie springt der Funke nicht so recht über. Vielleicht hätte die Story doch noch die ein oder andere Idee vertragen?
So schauen wir dem ErmittlerInnen-Duo sehr lange dabei zu, wie sie ohne Fahndungserfolg von einem Tango-Schuppen in den nächsten stolpern – Tango ist der Lieblingstanz von Frau Tezloff, deshalb vermuten sie die amüsierwilligere Hälfte des Gaunerpärchens in Montevideos Nachtleben. Für Nicht-Tango-Fans wird das langweilig. Natürlich schiebt sich die Tezloff dann doch irgendwann ins Blickfeld, aber in der ganzen Zeit hätte man sich drehbuchtechnisch wirklich was Besseres einfallen lassen können als das Prinzip Zufall. Abhaken, nächster Fall!
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