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Zu wenig Menschen in der Pflege

Kliniken in Schleswig-Holstein verfehlen Personaluntergrenzen. SPD sorgt sich ums Patientenwohl

Die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein verfehlen die vom Bundesgesundheitsministerium vorgegebenen Untergrenzen beim Pflegepersonal teils deutlich. Die Standards werden im Schnitt in zehn Prozent der Schichten unterschritten, wie aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Birte Pauls hervorgeht.

Die Angaben bezogen sich auf das zweite Quartal dieses Jahres. Die Abweichungen schwankten demnach zwischen 6,6 Prozent im April nachts in der Unfallchirurgie und 17,3 Prozent im Mai tagsüber in der Kardiologie.

„Die Antwort macht mich sprachlos“, kommentierte Pauls. Gerade die Personaluntergrenzen müssten eingehalten werden, damit das Patientenwohl nicht gefährdet werde. Die Untergrenzen orientierten sich auch nur an einem Mindeststandard und nicht an den wirklich fachlichen Anforderungen.

Ob mit Einführung der Untergrenzen Pflegepersonal aufgestockt oder eventuell Betten gesperrt wurden, konnte das Ministerium nicht sagen. „Zu der Personalausstattung und der Personalbeschaffung liegen der Planungsbehörde keine Angaben vor.“ Pauls bescheinigte der Landesregierung deshalb „ein großes Maß an Desinteresse“.

Die SPD-Abgeordnete forderte ein gesetzliches Personalbemessungssystem, das für alle Bereiche der stationären Pflege ausgelegt ist und das die fachlichen Aspekte in den Mittelpunkt stellt. „Wir müssen es hinbekommen, dass Dienstpläne verlässlich sind, ein Frei ein Frei ist und ein Urlaub ein Urlaub.“

Die Pflegekräfte müssten wieder so arbeiten können, wie ihr Berufsethos es vorsieht und nicht, wie die ökonomischen Rahmenbedingungen es vorgeben. „Nur dann werden wir es schaffen, dass die Pflegekräfte länger in ihrem Beruf tätig sind und der Beruf wieder attraktiv wird.“

Aus Sicht des Gesundheitsministeriums zeigen die Daten, dass die Betreuungsverhältnisse Patient zu Pflegekraft überwiegend eingehalten werden. In sehr vielen Schichten lägen sie über den Vorgaben, sagte ein Sprecher. Es komme aber vor, dass es in einzelnen Schichten in bestimmten Situationen anders sei – wenn Pfleger kurzfristig ausfallen oder auf einer Station mit 20 Betten ein 21. Patient ankommt, der aus medizinischen Gründen nicht abgewiesen wird.

Kliniken und Krankenkassen arbeiteten an Verbesserungen, hieß es. Das Land werde die weitere Entwicklung für die Krankenhausplanung auswerten.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz reagierte auf die Zahlen alarmiert. Es räche sich, dass in Deutschland Hunderttausende Pflegestellen in Kliniken in den vergangenen 20 Jahren abgebaut worden seien, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Dieses Profitstreben fällt den Einrichtungen nun auf die Füße.“ (dpa)

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