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Ein Wahrzeichen geht verloren

Die Linke fordert, das abgebrannte, gesunkene und notdürftig geborgene Museumsschiff „Seute Deern“ aufzugeben. Auch Bremerhavens Oberbürgermeister spricht davon – stellt aber zugleich Forderungen

Erst USA, dann Hamburg

Die „Seute Deern“ ist europaweit der einzige noch erhaltene, rein zivile hölzerne Großsegler.

Vor 100 Jahren lief das Schiff im US-Bundesstaat Mississippi als Viermast-Gaffelschoner unter dem Namen „Elizabeth Bandi“ vom Stapel. Nach 20 Jahren wurde der Holztransporter nach Finnland und 1938 nach Hamburg verkauft. Dort wurde das Schiff zum Dreimaster umgebaut, erhielt seine in hamburgischer Tracht bekleidete Galionsfigur und seinen heutigen Namen.

Seit 1966 liegt die Bark vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum - zu seiner Gründung bekam es die „Seute Deern“ von der Stadt Bremerhaven geschenkt. (taz)

Von Jan Zier

Die Zeichen stehen auf Abwracken: Nach der Bergung der „Seute Deern“ reift bei den politischen EntscheidungsträgerInnen die Erkenntnis, dass das unter Denkmalschutz stehende Museumsschiff nicht mit vertretbarem Aufwand zu retten ist.

Klar gegen eine Sanierung des 100 Jahre alten Holzseglers hat sich am Montag Die Linke positioniert: „Die ‚Seute Deern‘ würde zum finanziellen Fass ohne Boden“, sagte die Wissenschaftspolitikerin Miriam Strunge – und bezahlen müsste das wohl zu großen Teilen Bremen. „Wir kommen deshalb zu dem Schluss, dass Abwracken die einzige sinnvolle Option in dieser Situation ist“, so Strunge.

Auch der Bremerhavener Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) hat mittlerweile eine Aufgabe des schwer beschädigten Segelschiffs ins Spiel gebracht. Falls Bremerhaven aber „sein Wahrzeichen“ verlieren sollte, brauche die Stadt einen Ersatz – zum Beispiel in Form eines Nachbaus eines anderen alten Segelschiffs, heißt es aus dem Rathaus in Bremerhaven.

Nach einem Wassereinbruch war die „Seute Deern“ Ende August auf den Grund des Hafenbeckens gesunken und anschließend für mehr als eine Million Euro gehoben worden. Nun läuft aber acht Mal so viel Wasser ein wie vor der Havarie, sagte ein Sprecher des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM), dem die „Seute Deern“ gehört. Mittlerweile seien es bis zu 200 Kubikmeter in der Stunde: Der Dreimaster schwimmt deshalb nur noch dank leistungsstarker Pumpen.

Das Museum wollte sich aber zur Zukunft des Schiffes noch nicht äußern, auch nicht zu den Forderungen nach einem Ersatz. „Wir hoffen, dass eine schnelle und gute Lösung gefunden werden kann“, sagte der Museumssprecher.

Die Diskussion ist kompliziert, weil neben dem Museum auch die Stadt Bremerhaven, das Land Bremen und als Geldgeber einer möglichen Sanierung der Bund beteiligt sind. Das Bremer Wissenschaftsressort hat erst einmal ein zweites Gutachten beauftragt, dessen Ergebnis noch in dieser Woche vorliegen soll. Ursprünglich sollte die 75 Meter lange Bark für rund 34 Millionen Euro wieder instand gesetzt werden – darin waren die Folgen des Brandes im Februar schon eingerechnet, die des Untergangs aber nicht. „Der Aufwand, den eine fachgerechte Bergung des Schiffes und Komplettsanierung kosten würde, ist überhaupt nicht mehr abzuschätzen“, sagt Strunge nun.

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