heute in hamburg: Zwei heiße Eisen und ein Plan
taz salon “Die Megaschulen kommen”: 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Eintritt frei
Von Kaija Kutter
Das Timing passt gut. Noch hat die Schulbehörde die rund 200 Stellungnahmen zum „Schulentwicklungsplan 2019“ nicht veröffentlicht. Doch Mittwoch gibt es im Schulausschuss eine öffentliche Anhörung. Schon heute Abend, einen Tag vorher, lädt die taz zur Diskussion um den neuen Schulplan. Unser Titel: „Die Megaschulen kommen“. Dabei geht es gleich um zwei heiße Eisen.
Wir fragen: Wie viel Platz haben Kinder in der verdichteten Großstadt? Hamburg hat einen Geburten-Boom. Bis 2030 wird die Kinderzahl um ein Viertel steigen. Kein Wunder, denn Hamburg baut Wohnungen, jedes Jahr 10.000, und sogar auf Schulgrundstücken. Besonders im Kern von Altona, aber auch in Eimsbüttel, in der Hafencity und der Region Süderelbe werden neue Schulen gebraucht. Doch Grundstücke sind rar und teuer. Deshalb wird der Bedarf zur Hälfe durch Verdichtung geschaffen. Fast jede dritte Grundschule hat künftig fünf oder mehr Züge. Mit jedem neuen Zug spielen fast 100 Kinder mehr auf dem Schulhof.
In Altona wehren sich Eltern gegen die Verdichtung und fordern den Bau neuer Grundschulen. Sind diese Eltern egoistisch? Immerhin sind die Kinder, um die es geht, schon auf der Welt. Oder beharren sie mit Fug und Recht auf einer anderen Planung? Wozu führt es, wenn mit „Schulbau Hamburg“ eine städtische Firma alle Schulen vermisst, vergleicht und den Raum optimiert? Wird die Fußballwiese zum Luxus? Ist das noch kindgerecht? Darüber diskutieren wir mit dem Erziehungswissenschaftler Christian Rittelmeyer, der Elternrätin Carola Abts (Max-Brauer-Schule), dem grünen Schulpolitiker Olaf Duge und seiner Kollegin von der SPD, Dora Heyenn. Dabei ist auch Anna Ammonn vom Verband für gemeinsames Lernen, GGG, und Sabine Boeddinghaus, Schulpolitikerin der Links-Fraktion.
Die zweite Kontroverse dreht sich um die „Campus-Schule“. Hamburg braucht bis 2027 20 weiterführende Schulen, gleich zehn davon sollen eine besondere Form haben, bei der Gymnasium und Stadtteilschule unter einem Dach sind. Das ist praktisch, weil sich so flexibel auf Anmeldewünsche der Eltern reagieren lässt. Als Vorbild gelten die Heinrich-Hertz-Schule in Winterhude und die Gyula Trebitsch Schule in Tonndorf.
Daran gibt es deutliche Kritik. Die Vereinigung der Schulleiter der Stadtteilschulen in der GGG schreibt in ihrer Stellungnahme, die Heinrich-Hertz-Schule und die Gyula Trebitsch Schule leisteten auf ihrer konzeptionellen Basis „sicher gute Arbeit“. Deren Struktur könne jedoch „kein Vorbild“ für Hamburgs Stadtteilschulen sein. Denn die Trennung der Kinder nach der 6. Klasse wäre ein Rückschritt zum dreigliedrigen Schulsystem. Die Campus-Schulen seien „lupenreine Stadtteilschulen“, sagt hingegen Schulsenator Ties Rabe (SPD). Wir erwarten eine spannende Diskussion.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen