: Etwas anderes als Honig im Kopf
Ganz ohne große Namen ausgekommen: Das Cine K in Oldenburg zeigt anlässlich der „Woche der Demenz“ eine kleine Filmreihe
Von Wilfried Hippen
Erstaunlich viele Filme sind in der jüngeren Vergangenheit zum Thema Altersdemenz produziert worden. Die Bandbreite reicht vom Unterhaltungskino (Til Schweigers „Honig im Kopf“ mitsamt geflopptem US-Remake) über das Arthouse („An Ihrer Seite“ mit Julie Christie; „Iris“ mit Judi Dench) bis zu subjektiv erzählten Familiendokumentationen („Vergiss mein nicht“ von David Sieveking; „Meine Schwester Maria“ von Maximilian Schell).
Keiner dieser Filme läuft in der Reihe, die das Cine K in Oldenburg am Montag eröffnet. Dass sich ohne große Namen ein solches Programm machen ließ, ist ein weiteres Indiz dafür, wie viele Filmemacher*innen sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben – und auf welche unterschiedlichen Weisen.
Den Rahmen stiftet die „Woche der Demenz“, veranstaltet von der Demenz-Informations- und Koordinationsstelle Oldenburg in Zusammenarbeit mit dem Medienbüro. Den Auftakt bildet die Dokumentation „Uns bleibt die Liebe“(Mo, 17 Uhr): In 60 Minuten stellt der Film des Medienprojekts Wuppertal drei Familien von Russlanddeutschen im Ruhrgebiet vor, in denen jeweils ein Familienmitglied an Demenz erkrankt ist. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt „Bittersüße Reise“ von Nilgün Tasman und Paul Schwarz (Mo, 18.30 Uhr): Die Doku beleuchtet, wie Deutschland mit den „Gastarbeitern“ und -innen umgeht, die hier geblieben und alt geworden sind – und heute auf Hilfe angewiesen. Ebenfalls am Montag, um 20 Uhr, gibt es dann noch Cécilia Rouauds Spielfilm „Das Familienfoto“: Er handelt von drei Pariser Geschwistern, die sich um ihre demente Großmutter kümmern müssen.
Eine eigens entworfene und gebaute Stadt in Arizona ist Gegenstand der Dokumentation „Gestorben wird Morgen“, die Regisseurin Susan Gluth selbst vorstellt (Di, 20 Uhr): Alte Menschen führen trotz allem ein aktives, selbstbestimmtes Leben.
Ein Film nicht über Demenzbetroffene, sondern einer für sie, steht am Mittwoch um 15 Uhr auf dem Programm: Die Dokumentation „Mikrokosmos“ zeigt das Leben von Insekten in Weiden und Teichen; nicht nur hat der Film von 1996 heute ja schon einen historischen Wert, vor allem aber wirkt er enorm beruhigend auf sein etwas anderes Publikum.
Am Welt-Alzheimer-Tag, dem 21. September, gibt es dann noch eine einschlägige Vorpremiere: Stefan Sicks „Das innere Leuchten“ dokumentiert den Alltag von Demenzpatient*innen in einer Pflegeeinrichtung. Los geht es um 18 Uhr, der Regisseur ist da – und der Eintritt frei.
https://cine-k.de/programm/reihen/10146.woche_der_demenz_2019
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen