: Polizei bekommt Drohnen
Niedersachsens Polizei wird neu ausgestattet. Unter anderem mit Jacken mit LED-Lampen, Spezialhelmen und Drohnen
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) will die Polizei aufrüsten. Drohnen mit Wärmebildkameras sollen in Amoklagen helfen und neue Westen die Beamten besser vor Messerangriffen schützen. Außerdem wird die Expertise für chemische und nukleare Stoffe künftig bei einem Expertenteam landesweit gebündelt. Bislang liegt die Zuständigkeit dafür in den einzelnen Polizeidirektionen.
Aus der Opposition kam Kritik an Pistorius’Polizeiarbeit. Die FDP warf dem Minister vor, sich mit Ankündigungen zur Modernisierung zu überbieten, während bei den Beamten wenig ankomme. „Die seit 2016 angekündigten Bodycams sind weiterhin nicht flächendeckend im Einsatz und die neuen Teleskopschlagstöcke weisen so gravierende Mängel auf, dass sie nicht einsetzbar sind“, sagte FDP-Innenpolitiker Marco Genthe.
Die Gefahr von Straftaten mit chemischen Stoffen ist dem Minister zufolge in Niedersachsen nicht erhöht, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden. Den Einsatz von Drohnen testet die Polizei derzeit noch. Bislang sind landesweit erst drei vorhanden. Die Hoffnungen in die unbemannten Fluggeräte aber sind groß: So können binnen einer Stunde 3D-Modelle von Tat-, Unfall- oder Brandorten erstellt werden. Im Falle eines Amoklaufs könnten die Drohnen Hinweise auf die Position des Angreifers liefern. Bis zu 25 Minuten kann die Drohne mit einer Akkuladung in der Luft bleiben. Die Kosten liegen bei rund 7.000 Euro pro Stück.
Nach Ende der Erprobung im Oktober solle der Drohnenbestand aufgestockt werden, kündigte Pistorius an. Zur Beobachtung von Demonstrationen seien die Drohnen explizit nicht gedacht.
Darüber hinaus stellte Pistorius einen neuen Helm vor, der vor Schusswaffen bis zu einem Kaliber von neun Millimetern und Explosionssplittern schützen soll. Als erstes Bundesland statte Niedersachsen die Polizei im täglichen Dienst auch mit kugelsicheren Visieren aus. Eine Weste zum Unterziehen soll zudem vor Messerangriffen schützen. Wie bei einem Kettenhemd ist dafür ein Geflecht aus kleinen Ringen integriert.
Als Exportschlager könnte sich die vor einem Jahr vorgestellte Polizeijacke mit integriertem LED-Blaulicht erweisen. Pistorius sagte, aus allen anderen Bundesländern habe es schon Nachfragen gegeben, selbst in Südkorea gebe es Interessenten. Die neongelbe Jacke mit den blau leuchtenden Streifen war eingeführt worden, um die Sichtbarkeit von Polizisten in der Nacht zu erhöhen.
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