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Immer mehr tote Wölfe

Allein im Norden kamen 15 Wölfe in diesem Jahr ums Leben. Zwei illegal getötet, die anderen überfahren

Von Sven-Michael Veit

In diesem Jahr sind bereits 56 Wölfe in Deutschland ums Leben gekommen, davon 14 in Niedersachsen und einer in Schleswig-Holstein. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag hervor. Fünf wurden illegal getötet, davon zwei in Niedersachsen, 46 kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, davon zwölf in Niedersachsen und einer in Schleswig-Holstein. Vier weitere starben eines natürlichen Todes.

„Wölfe sind keine blutrünstigen Bestien“, sagt der FDP-Agrarpolitiker Gero Hocker aus Niedersachsen. Allerdings habe „die ‚Laissez-faire‘-Haltung der Politik in den letzten Jahren Wölfe in Norddeutschland erst zu einem Problem werden lassen“. Weil sie keine Fressfeinde hätten, müssten Wölfe „ebenso gemanagt werden wie Rot- oder Schwarzwild“, sagt er. Wölfe, die vermeintlich sichere Zäune überwinden oder sich Menschen nähern, müssten „rechtssicher entnommen“, also getötet, werden dürfen.

So wie der sogenannte Rodewalder Wolf, der seit einem halben Jahr auf der Tötungsliste des Landes Niedersachsen steht. Bislang hat das mehr als 83.000 Euro gekostet, wie die Landesregierung auf eine Anfrage des grünen Landtagsabgeordneten und früheren Agrarministers Christian Meyer antwortete. Meyer findet diese Kosten „unverhältnismäßig“.

Das Land will den Wolf töten, weil er Schutzzäune für Vieh überwunden und Rinder in einer Herde getötet hatte. Der Wolf war Ende Januar zum Abschuss freigegeben worden, dies wurde später vom Oberverwaltungsgericht bestätigt.

Ende Juli wurde der Kadaver einer jungen Wölfin bei Gifhorn im Elbe-Seiten-Kanal entdeckt. Sie war erschossen und, wie jetzt bekannt wurde, zuvor grausam gequält worden. Der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tanke hingegen hält die Obduktionsergebnisse für gefälscht. Zudem glaubt er zu wissen, dass von der Roten Armee in der damaligen DDR zurückgelassene „russische Hybrid-Wölfe“ nach Niedersachsen eingesickert sein. Der Mann muss es wissen: Er ist gewiss nicht zufällig Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen.

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